Janina
Die endgültige Entscheidung, ob dein Tier eingeschläfert werden soll, kann und darf dein Tierarzt gar nicht treffen. Es handelt sich ja nicht um sein Tier. Dies liegt immer in der Verantwortung des Besitzers. Er kann dir nur zu- oder abraten.
Wir sehen leider oft Tiere, die starke Schmerzen und/ oder null Lebensqualität mehr haben und wir dringend zur Euthanasie raten. Trotzdem entscheiden sich die Besitzer häufig erstmal dagegen. Manchmal hoffen sie einfach noch auf ein medizinisches Wunder, wollen eine zweite Meinung einholen, oder sind im Innersten noch nicht bereit dazu.
Ich kann dir aus langjähriger Praxiserfahrung nur sagen, dass wenn ein Tier nach Gabe des Beruhigungs- oder Narkosemittels so schnell wegtritt, wie du es bei deiner Hündin schilderst, dann kann es nicht mehr und ist bereit loszulassen. Gerade dann, wenn das Herz eigentlich noch kräftig ist.
Zum Thema, dass der Tierarzt dich dann erstmal alleine gelassen hat: wir gehen nach Narkosegabe in der Regel auch aus dem Raum. Aus dem ganz kühlen Grunde, dass wir dem Besitzer und seinem Tier noch ein paar Minuten zu zweit geben wollen. Oft haben die Besitzer den Wunsch, iherm Tier noch etwas zu sagen, es zu küssen usw.
Diese letzten intimen Momente möchten wir nicht dadurch belasten, dass jemand von uns daneben steht, der Besitzer sich beobachtet oder gar gehemmt fühlt und wir nicht das Gefühl vermitteln wollen, dass die Zeit drängt.
Obwohl das natürlich oft so ist.
Die meisten Tiermediziner arbeiten unter hohem Druck ( warum das so ist, würde den Thread hier sprengen) und nicht umsonst ist es der Beruf mit einer der höchsten Suizidraten.
Obgleich es für uns Alltag ist, eine Euthanasie durchzuführen, machen wir das nicht gerne.
Das Ziel ist immer dem Tier zu helfen, wenn möglich zu heilen und wenn die Medizin an die Grenzen stößt, das Leid zu verkürzen.
Es ist auch normal, dass sich deine Wut erstmal gegen die Praxis im Allgemeinen und gegen den Tierarzt im Besonderen richtet.
Man steht vor dem Unbegreiflichen und es ist zutiefst menschlich, dass man erst einmal einen Schuldigen sucht. Bitte nicht falsch verstehen, das ist überhaupt nicht vorwurfsvoll gemeint, sondern eine normale Reaktion.
Ich kann dir nur raten, dass du, wenn etwas Zeit ins Land gestrichen ist und du ein wenig stabiler bist, nochmal das Gespräch mit deinem Tierarzt suchst.
Schreib dir deine Fragen und Unsicherheiten auf, damit du nichts vergisst.
Wir freuen uns eigentlich immer über persönliches Feedback und sind offen für konstruktive Vorschläge, was man verbessern könnte.
Ja, auch wir sind manchmal betriebsblind und da ist ein persönliches Gespräch für beide Seiten hilfreicher, als eine schlechte Rezension im Netz.
Vielleicht kann dir dann sogar noch eine genauere Diagnose gestellt werden und du kommst von diesen Schuldgefühlen weg, dass du zu vorschnell gehandelt hast.
Beste Grüße Sabine