Manu
Ja, liebe Manu, was das Schreiben angeht: in gewisser Weise habe ich davon gelebt/lebe ich davon. Und nein, ich war/bin Wissenschaftlerin, keine Schriftstellerin. Schreiben war immer eine Liebe, und ich dachte, wenn ich eine Kunst habe, dann ist es die. Und Geschichte und Philosophie haben mich interessiert, aber wie soll frau davon leben, hab ich mich damals gefragt. Also habe ich mich fürs Überleben entschieden, aber meine wissenschaftlichen Texte waren immer leidenschaftlich. Als schreibende Wissenschaftlerin bin ich nach der Trennung von meinem Mann verstummt. Habe immer mal schmunzelnd überlegt, dass manche denken könnten, er hätte unsere gemeinsamen Texte verfasst, weil ich ohne ihn so leise war. Nein, grade nicht. Als nicht mehr Schreibende habe ich mich ins Wissenschaftsmanagement verkrochen, das hatte seinen Preis, aber auch sein Gutes. SEIN Gutes: Ich musste keinen Moment zögern, als ich sehr viel Geld im Laufe von Moglis schwerer Gefäßentzündung zahlen musste, nicht zögern, als ich nach der Diagnose Bauchspeicheldrüsenentzündung eine Woche lang acht Stunden am Tag neben ihm in der Klinik an meinem PC gesessen habe, weil er Transfusionen bekommen musste, nicht zögern, als sie mir am 30. Januar sagten, dass die Milz raus muss und der Ausgang einer OP unklar sei und es mich sicher 5.000 Euro und mehr kosten würde. Ich war jedes Mal so dankbar, dass Geld nicht mein Problem war und habe mit denen gelitten, die aus Not andere Entscheidungen treffen mussten und müssen.
Nachdem ich zum ersten Mal hier über und für Mogli geschrieben habe, bin ich kurz erschrocken. Ich habe über das Schreiben nachgedacht, dass Schreiben für mich immer auch etwas Narzisstisches ist. Dass ich damit eben nicht nur etwas für ihn, sondern auch für mich tue, dass ich ihm damit etwas wegnehme, dass er im Schreiben gleichzeitig lebendig und aus meinem Gefühl verdrängt werden, in den Hintergrund rücken könnte. Schreiben ist wichtig für mich, das habe ich zum ersten Mal nach sehr langer Zeit wieder gespürt, aber NICHTS sollte wichtiger sein als er. Dann habe ich gedacht, dass mein Schreiben ja das Beste ist, was ich ihm nun noch geben kann. Und nachdem ich deine Worte gelesen habe, habe ich überlegt, ob er mich nun vielleicht zum zweiten Mal gerettet hat. Dass mir meine verlorene Liebe meine verlorene Liebe zurückgegeben hat. Aber noch ist es so leer ohne ihn, was würde ich gerne schweigen, wenn ich ihn dafür wieder bei mir haben könnte. Ich bin so froh, dass es euch hier gibt, kann so vieles wiederfinden in eurem Schmerz. Und wäre doch so viel froher, wenn ich euch nie hätte suchen und finden brauchen. Das ist NICHT böse gemeint, es ist, wie es ist, und es ist nicht gut. 💔