M.
Mir geht es dahingehend besser, dass ich mich nicht mehr mit ständigen Vorwürfen selbst blockiere bei der Verarbeitung meiner Trauer. Damit tut es zwar nicht weniger weh, aber anders. Ich kann meiner Trauer einen anderen Raum geben. Und das hilft mir sehr. Dieses eine Gespräch, dabei die Hunde zu streicheln, das war wie eine Therapie.
Wie Du schreibst, in Dir ist Wut und Schmerz und Trauer. Da Du davon ja nichts raus lassen kannst, brodelt es in Dir immer mehr.
Stelle Dir sinnbildlich eine Flasche mit Sprudelwasser vor, die Du immer wieder schüttelst ohne die Flasche zu öffnen. Und stelle Dir vor was passiert, wenn Du sie öffnest.
Du begrenzt Dich eigentlich selber, und lässt nicht zu, dass irgendeines dieser Gefühle weniger werden kann.
Vielleicht hast Du Angst, dann die Kontrolle über Deine Emotionen zu verlieren und nur noch zu heulen und zu schreien.
Vielleicht wäre Sport eine Möglichkeit etwas dieser „Energie“ los zu werden.
Es ist ja keine positive Energie, es ist negative Energie, die Dir nicht gut tut.
Und man muss die Ursachen seiner Gefühle ergründen.
Trauer und Schmerz haben ihre Berechtigung und dürfen da sein.
Ich musste ergründen, warum genau mache ich mir eigentlich Vorwürfe.
Wo kommen die her.
Was denke ich, falsch gemacht zu haben.
Warum habe ich/haben wir so entschieden.
Was finde ich nun an dieser Entscheidung falsch und warum.
Und bei Dir ist es die Wut, die ergründet werden muss.
Bist Du wütend weil Tapsi nicht mehr bei Dir ist.
Bist Du wütend auf Deine Freunde/Nachbarn.
Bist Du wütend auf deren Hund
Bist Du wütend auf Dich, weil Du denkst, dass Du nicht helfen konntest oder ein Fehler gemacht hast.
Gleich vorweg, ich wäre in so einem Fall auch (zusätzlich zu all dem Schmerz) wütend.
Und wahrscheinlich sogar voller Hass.
Das Problem mit Wut/Selbstvorwürfen/Hass ist aber, dass diese Gefühle uns zum einen schaden, und Unmengen an Energie kosten. Zum andern powern sie innerlich aus und machen krank.
Und ich glaube, ab einem bestimmten Punkt schafft man es alleine nicht mehr damit fertig zu werden.
Wenn du professionelle Hilfe brauchst, dann hast Du darauf einen Anspruch. Denn es geht ja jetzt um Dich, da ist ein Trauma, was DICH krank macht. Dafür gehst Du erst einmal zu Deinem Hausarzt und bittest um Unterstützung.
Es ist schwierig Termine zu bekommen, aber vielleicht klappt es, mit Unterstützung.
Wichtig wäre es, wenn Du jemanden hättest, wo Du all Deinen Gefühlen Raum geben kannst. Eine gute Freundin kann hier auch eine Hilfe sein. Wo Du über all diese Gefühle reden kannst. Und das mit ständigen Wiederholungen, ohne dass Du gesagt bekommst, „das hast Du doch schon erzählt“.
Es ist nämlich egal, wie oft man sich wiederholt.
Für mich waren es eben diese oben erwähnten Fragen.
Und ich habe mich damit viele beschäftigt, auch hier im Forum. Und hatte zwei Freundinnen, mit denen ich diese innerere Zerrissenheit auch bereden konnte. (Schriftlich, denn reden war da noch gar nicht möglich)
Und dann kam letzte Woche noch dieses Gespräch. Und da wusste ich, alles war richtig. Linus hatte schon Schmerzen, und der Tumor ist wahrscheinlich auch schon im Kiefer gewesen, das erklären diese Einschränkungen.
Wir haben sein Leben nicht beendet, das war die Krankheit. Aber wir haben verhindert, dass sein Leben nicht zu einem immer schlimmeren Leiden wurde. Er durfte gehen, bevor ihm alles genommen wurde.
Und Du hast keine Schuld an Tapsis Tod. Vielleicht denkst Du das manchmal auch.
Aber das stimmt nicht.