Liebe Dagmar
Ganz klar, es wird dauern, bis du die Art und Weise des Verlustes "verdaut" hast. Dazu kommt noch deine Krankheit.
Auch wenn es dich jetzt "befremdet" und andere Leser/Innen auch: Deine und ähnliche Geschichten geben mir im Moment mit meiner alten Lady gerade sehr viel Kraft. Sie erinnern mich daran, im Hier und Jetzt zu leben. - So, wie es ein Hund eben auch tut. Gestern ist vorbei, morgen schauen wir dann mal. Alles, was zählt, ist das JETZT.
Ich übe mich im Moment sehr stark in DANKBARKEIT gegenüber meiner alten Lady Sarina. Sie sagt mir, wenn ich genau hinhöre, sehr genau, was sie will, was nicht mehr. Ich habe gelernt, sie wirklich wahr zu nehmen. Manchmal ist sie "altersbockig", manchmal wie ein junger Welpe, manchmal verdrückt sie zwei Portionen. Manchmal schaffen wir nur 100 Meter, manchmal einen Kilometer mit Leichtigkeit. Manchmal will sie kuscheln, dann halt wieder ihre Ruhe.
Ich habe aufgehört, sie zu "betüteln": Hallo, wie geht's dir? Was möchtest du? Hast du Schmerzen? - Ne, sie sagt es mir ganz genau.
Und es fühlt sich so gut und richtig an, für uns beide. Wir lassen uns gegenseitig "atmen". Diese glückliche Situation erkenne ich heute - dank deinem grässlichen Schicksal und den anderen üblen Schicksalen hier.
Hey, ich durfte 16 Jahre lang einen gesunden, treuen Gefährten an meiner Seite haben. Das ist Glück und nicht selbstverständlich!
Vielleicht werde ich auch irgendwann in die Situation kommen, in der mir Sarina sagt: Hey, ich mag jetzt eigentlich nicht mehr. Ich hab's gesehen. Das wird brutal. Vielleicht entscheidet sie aber auch selber.
Liebe Dagmar, sieh es von dieser Seite: Vielleicht gibst du einigen Menschen hier gerade sehr viel Kraft, sich langsam zu verabschieden von einem alten Hund.
Herzliche Grüsse und eine liebe Umarmung
Manu