Was DU fehlst

Katja_G

Joy Hier gibt es ja mehrere solcher besonderen Menschen, und für mich draußen auch tlw., weil Mogli und ich waren immer zu zweit und ich habe eh mit wenigen zu tun und wenn mit solchen, die für mich stimmen; anderen gehe ich nicht nur wegen Mogli, sondern schon mir zuliebe eher etwas aus dem Weg, egal ob virtuell oder im "richtigen" Leben 🌹

Viola

Die wenigen Male wo ich es aussprechen musste, habe ich gesagt „Lia ist gegangen“.

Und auch jetzt laufen wieder die Tränen. Über diesen so furchtbar endgültigen Sinn des Satzes.

Katja_G

Viola Das schaffe ich nicht, liebe Viola, ich habe ihm und mir versprochen, dass ich diesen ganzen Weg mit ihm gehe. Bei meiner Hündin war ich auch dabei, als sie eingeschläfert wurde, aber ich war damals überhaupt nicht in der Lage, mit (ihrem) Tod umzugehen: Ich habe sie danach weder ansehen noch berühren können. Mit Mogli bin ich weinend diesen ganzen Weg gegangen, in seinen Tod, danach habe ich ihn weiter im Arm gehalten, als er aufgebahrt war, habe ich seine Beinchen und seinen Kopf und Ohren gestreichelt, ich stand daneben, als der Friedhofsmann ihn in sein Grab hinuntergelassen und Erde auf ihn geschaufelt hat. Und wenn ich ihn besuche und vor seinem Grab sitze, drängen sich auch die Bilder dieser neuen Wirklichkeit auf, wie er wohl aussieht, wenn er da unten liegt. Es ist furchtbar und es ist schmerzhaft, aber es ist wahr. Ich weiß nicht einmal warum, aber ich kann nicht anders. Und ja, das Endgültige bringt mich immer wieder an die Grenzen meines Verstandes. Und so eine Sehnsucht. Er fehlt überall.

Sara

Viola
Ich tu mich auch sehr schwer mit dem Wort "tot" ,es kommt nur sehr sehr schwer über meine Lippen und ich umschiffe es meist mit "Paule ist nicht mehr" oder "Ich musste ihn gehen lassen".

Viola

Katja_G
Weißt du, ich weiß, das klingt bestimmt ganz seltsam, aber oft denke ich, es wäre für mich einfacher gewesen, wenn ich Lia hätte begleiten können oder dürfen. Manchmal wünsche ich mir nichts sehnlicher, als dass ich sie hätte im Arm halten können.

Aber ich durfte nicht.

Sie hat die Entscheidung getroffen und ist gegangen 😔 und ich hadere so so sehr damit.

Stefanie

Ich sage meistens Emma lebt nicht mehr oder wir mussten Emma gehen lassen. Manchmal sage ich Emma ist jetzt da oben bei den Sternen. Aber eigentlich ist Emma hier bei mir, nur kann man das Außenstehenden nicht sagen. Sie denken ich wäre nicht ganz dicht.
Tatsächlich benutze ich das Wort tot nicht. Dieses Wort ist abscheulich. Hässlich.

Suzi

An alle ich bewundere euch alle immer wie schön ihr eure Geschichten aufschreiben könnt wie ihr fühlt und denkt

Sebastian

Viola Wir hatten ihn im Arm als er von uns gegangen ist und die Trauer und der Schmerz sind gefühlt trotzdem so brutal.

Katja_G

Viola
Sebastian

Ich verstehe beides, richtiger: kann beides mitfühlen, liebe Viola und lieber Sebastian: Bei meinem Schäferhund habe ich, als ich damals aus dem Krankenhaus kam, erfahren, dass er tot ist, absolut traumatisch. Bei Mogli trage ich jede Sekunde seines Sterbens und Todes mit mir herum, sehr sehr schwer. Und trotzdem würde ich, wenn ich wieder wählen müsste, immer seine Begleiterin auch in diesen schlimmen Momenten sein wollen. Aber beides furchtbar.

Katja_G

Viola Sie hat die Entscheidung getroffen und ist gegangen 😔 und ich hadere so so sehr damit.

Nein, nicht hadern, liebe Viola, ihr hattet beide keine Wahl, so manches ist so viel stärker als wir und alle unsere Wünsche.

_Chrissy_

Viola Liebe Viola, unsere Hündin hat selbst entschieden zu gehen und ich empfinde es als absolutes Geschenk von ihr.
Es kommt natürlich total auf die Situation an und auch wir haben es tausend mal durchgespielt, aber wir hätten nichts anders machen können. Ich habe beides schon gehabt: selbst die Entscheidung treffen zu müssen sowie die Entscheidung meines Hundes zu tragen. Beides ist brutal. Ich persönlich komme mit der eigenen Entscheidung meiner Hündin „besser“ klar, aber das ist natürlich situativ individuell. Magst du sagen, was dich daran so belastet?

Viola

Katja_G
Danke 🤍

_Chrissy_

Tod und Trauer sind gesellschaftlich leider ziemliche Tabuthemen. Der Tod wird negativ gesehen und Trauer darf man, wenn überhaupt, nur eine begrenzte Zeit zeigen.
Viele Kulturen auf der Welt gehen damit anders um und ich finde es extrem spannend und wunderschön, dass die Toten in manchen Kulturen gefeiert werden, wie z.b. beim Dia de los muertos in Mexiko. Auch in Nepal bin ich damit in Berührung gekommen, wie sie mit ihren Verstorbenen umgehen.
Vielleicht kann es trösten, den Tod aus einem etwas anderen Blickwinkel zu sehen. Das heißt natürlich nicht, dass es nicht trotzdem schwer ist, hier ohne sie zu sein! Ich glaube, unsere Fellnasen sind uns nur schon mal vorausgegangen… ❤️

Sunny11

_Chrissy_ das hast du recht
Vielleicht wäre es einfacher wenn man von klein auf lernt, mit den Verlust den der Tod einem bringt umzugehen
Ich weiß nicht ob der Tod und der Verlust der damit einhergeht dasselbe ist
Ich habe mit dem Tod weniger ein Problem, alle müssen wir irgendwann gehen , womit ich nicht klarkomme ist die Sehnsucht nach Sunny, die Leere die er hinterlassen hat , das ich nie wieder sein Fell unter meinen Fingern fühlen kann, ihn nie wieder umarmen oder mit ihm spielen kann, nie wieder kuscheln, rausgehen zusammen , Spaß haben und über den Quatsch lachen den er gemacht hat
Einfach alles nie wieder machen können mit ihm , das ist mein Problem
Es verging kein Tag an dem er mich nicht zum Lachen gebracht hat
Auch ich habe schon Menschen oder Tiere verloren aus meiner Familie aber dieser Verlust jetzt, das ist unbeschreiblich
Niemals hätte mich irgendwas oder irgendjemand auf das hier vorbereiten können
Niemals kann man diesen Schmerz in Worte fassen
Ich versuche jeden Tag ohne Tränen an Sunny zu denken , ohne das es mir die Brust zuschnürt und die Luft zum Atmen nimmt, aber es klappt nicht
Heute war ich beim Reifen wechseln , selbst da musste ich meine Tränen unterdrücken weil Sunny da auch immer dabei war
Manchmal denke ich das ich durchdrehe , verrückt werde vor Kummer , und dann lese ich wieder das 10 Wochen( morgen ) nicht genug Zeit ist als das es besser werden könnte
Noch immer zu frisch die Wunde , zu früh um Heilung zu erwarten
Dann setze ich mich raus auf die Terrasse , schließe meine Augen und stelle mir vor was Sunny jetzt machen würde ….. in der Sonne liegen und das Beste aus allem machen
Ja das konnte er, mein kleiner Superhund, so stark , so voller Lebensfreude ganz egal wie der Tag davor war
Und eigentlich sollte ich mir das zu Herzen nehmen , er sollte mir ein Vorbild sein, vielleicht war das eines der Dinge die er mich lehren sollte , die er mir bewusst machen wollte , das jeder Tag zählt, jeder Tag kostbar ist

Ich wünschte so sehr es würde mir gelingen

Viola

_Chrissy_

Ich habe Angst, dass sie sich alleine gefühlt hat.
Dass sie gedacht hat, ich lasse sie da und gehe "einfach" 🙁 hätte ich die Wahl gehabt, hätte ich sie niemals nie niemals alleine gelassen.

Andersherum weiß ich auch gar nicht, ob sie nachdem man sie mir abgenommen hat, noch etwas mitbekommen hat. Sie hat in meinem Arm "geschockt" und wurde dann versorgt... 3 Stunden später ist sie gegangen.

Katja_G

Das dritte Leben gerettet, seit du tot bist. Diese dummen kleinen Brummwespen, wärst mir immer gerne zuvorgekommen, wusstest aber, wer stärker ist 😘 … Gewartet, bis sie einigermaßen ruhig auf der Fensterscheibe saß, Glas über sie gestülpt und Deckel drunter geschoben, ganz ganz vorsichtig, damit es kein Beinchen kostet, mit dem summenden kleinen Biest, das sicher aufgelöst war vor Angst, auf den Balkon, Deckel weg und Wespe glücklich. Können Wespen Angst oder Glück erleben? Alles so ne Fragen. Wenn dann sicher ganz anders, da waren ja wir – du und ich – uns notwendig auch unähnlich. Hattest ja nicht meine Sprache und meine Begriffe: Liebe, Trauer, Leid, Eifersucht oder eben Angst und Glück sind Menschenzeug, bedeuten für Hunde & Menschen & Wespen wenn dann ganz Unterschiedliches. Habe oft überlegt, wenn ich neben dir gesessen habe, was ein Pendant für Begriffe sein könnte, über die ich ja nur wegen meiner Sprache so verfüge, wie ich über sie verfüge. Trauer ist ein Wort, das ich einem Zustand zuschreibe, zuzuschreiben gelernt habe. Und ist was ganz Individuelles, in mein(em) Leben Gewachsenes, wenn auch in einer sozial-kulturellen "Schablone" (viel zu mechanischer Begriff für so was Komplexes). Was könnte die Sapir-Whorf-Hypothese auf Menschlich-Hündisch bedeuten? War das, was für mich ein Begriff ist, mit dem ich etwas bezeichne, für dich eine Art Geräusch-Geruchs-Bewegungs-Fühlwolke? <- Ich komme selbst da nicht ohne meine Begriffe aus. Habe dich oft gefragt, du hast es mir nie erklärt 😂

Katja_G

So, mein Mogli, hatte gerade zwei Telefonate, die ich schon länger immer mal im Kopf geführt, aber nicht geschafft habe. War traurig, aber habe nicht geweint, auch nicht, als ich heute Morgen die ukrainische Nachbarin getroffen und ihr gesagt habe, dass du tot bist. Ein bisschen klang in deren Bestürzung, aber nur sehr leise, meine eigene an. Draußen beginnt es zu stürmen. Es fehlt mir sehr, dass ich dich nicht streicheln kann. Dass du mir hinterhersiehst und -läufst und ich dir. Ein ganz tiefes liebevolles Gefühl, wenn ich an dich kleinen Wolf denke. Ich habe noch die Audioaufnahmen, die ich gemacht hatte, nachdem die Nachbarin von ganz unten mir erzählt hat, dass du - als ich weg war - ohne Ende geheult hast. Konnte es nicht glauben. Du HAST ohne Ende geheult. Dich alleine lassen war danach nie wieder eine Option. Ist so lange her. Irgendwas klappt mit dem Recorder nicht. Werde Batterien suchen. Habe Angst davor, dass es klappt und davor, dass es nicht klappt.

Katja_G

Länger nicht geschrieben. Oft an dich gedacht. Auch oft nicht, vollgeladen mit Texten, an denen ich arbeiten muss. Habe für den kleinen Fiffi, der in Rumänien in einem Tierheim ist, ein Gesundheitspaket gespendet. Manchmal ist es gut, ein Hund zu sein, zumindest wenn Rechtsradikale Wahlsiege erringen. Vielleicht auch sonst manchmal. Dass du nichts wusstest von dem Unheil, das sich in deinem Körper zusammengebraut hat, gehört wohl auch dazu. Und auch nichts darüber, was an diesem unheilvollen Samstag passiert ist. Sehe wieder deinen kleinen weißen weichen toten noch warmen Körper vor mir. Das Foto kann ich nach wie vor nur sehr selten ansehen. Fast nie. Aber ich sehe dieses Bild trotzdem immer wieder. Menschliche Psyche ist großartig und gruselig. Würde gerne weglaufen, weiß aber nicht wohin. Sehnsucht, wenigstens Fotos von dir anzusehen, aber auch nicht, weil es ja doch nur Fotos wären. Was DU fehlst, mein Mogli.

Suzi

Katja_G gutes hast du gemacht für eine fellnase in Rumänien!!!

Katja_G

War heute früh auf dem Friedhof und habe dir neue Rosen gebracht. Eine habe ich wieder mitgenommen, steht hier neben mir neben den Pfingstrosengeschwisterchen. Fotos habe ich gemacht, es ist zugleich wahr und bedrückend, dass die Fotos, die ich seit über einem Monat mache und in deinen Ordner sortiere, die von deinem Grab sind. Das Schlangenköpfchen wird immer mehr zu einem Schlangenkopf, während du dabei bist, Erde zu werden.

Schlimm, aber auch ein kleiner Trost, wollte nicht, dass dein Körper verbrennt, sollte so unversehrt bleiben, wie ein kleiner toter Körper eben unversehrt sein kann. Sicher nicht bleiben kann. Tod ist etwas so Selbstverständliches UND Großes, hält vor niemandem an. Dich hat er erwischt, mich wird er erwischen.

Höre Jupiter Jones, wieder.

https://www.youtube.com/watch?v=YC7xO4396gA

Dankbar, dass er so einen Text geschrieben hat. Ach, mein Mogli, da, wo du warst, ist stattdessen immer noch Leere und Stille und eine große Wunde. Kann es nach wie vor nicht wirklich fassen, dass es dich nicht mehr gibt. Kleiner Gefährte.

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