Liebe Manu, unsere Lieblinge werden im Alter auf ganz unterschiedliche Weise ‚sonderbar‘. Auch unser Axel wurde quasi von einem Tag auf den anderen ‚schrullig‘, aber eigentlich sehr charmant. Einige Dinge waren nicht unbedingt erklärbar. Ab seinem 10. Lebensjahr fing es schleichend an, Autofahren - bis dahin nie ein Thema, er saß immer als erster im Wagen- war plötzlich der pure Stress. Im Herbst 2021 zu seinem 10. Geburtstag waren wir ein letztes Mal mit ihm in Italien. Wir fuhren bereits mit zwei Autos, weil ich für Axel autark sein wollte. Sobald ich merkte, er fühlte sich unwohl, hab ich ihn eingepackt und bin in die Ferienunterkunft zurück gefahren. Hier fühlte er sich ,sicher‘ und entspannte sich. Danach gab es für mich keine Urlaubsfahrten mehr, denn ich wusste, es bereitete ihm mehr Stress als Spaß. Seine Herzerkrankung DCM tat ihr Übriges dazu. Vielleicht mag es nicht jeder verstehen, aber ab da blieb ich bei meinem Hund zu Hause in der für ihn gewohnten Umgebung. Ferien hieß für mich, die Urlaubstage zu Hause sehr intensiv mit meinem Hund zu verbringen, das Mindeste, was ich für ihn tun konnte, denn mir war bewußt, dass er bereits seinen Lebenszenit überschritten hatte. Es war eine intensive und sehr schöne Zeit, die ich nicht missen möchte: gemeinsam lagen wir im Garten in meiner Muschel und genossen warme Tage, unsere Spaziergänge waren ruhiger und entspannter. Ich ließ ihn nicht mehr von der Leine und Axel gab mir zu verstehen, dass er die Leine durchaus als Schutz und Sicherheit empfand. Mein bis dahin sehr agiler Hund (bis dahin waren wir jeden Tag bei Wind und Wetter 20 Kilometer geradelt und der Knabe galoppierte das mit über 20 Stundenkilometern neben mir runter; er war ein toller und durchtrainierter Läufer gewesen), genoß es plötzlich entspannt im Wald zu gehen, mal hier, mal da zu schnüffeln und alte Kumpels zu treffen. Alles bekam ein anderes, viel langsameres Tempo und so manche ‚Macke‘ machte sich bemerkbar. Aber die enge Vertrautheit, das Kuscheln und Schmusen blieb bis zum letzten Moment. Zu einem gemeinsamen Leben und einer Hundeliebe gehört auch das Alter. Man möchte vieles lange nicht wahrhaben und verschließt die Augen davor, dass auch diese wunderbaren Tiere im Alter abbauen. In den letzten Monaten wurde für Axel das Aufstehen schwierig. Seine eleganten Sprünge auf das Sofa oder abends ins Bett klappten nicht mehr. Er stellt dann nur die Vorderpfoten auf das Bett und ich hob sanft sein Hinterteil hinein. Und versprach ihm, dass ich es selbstverständlich niemandem erzähle. War sein Blick am Anfang dabei noch traurig (und ein bisschen schuldig), war es nach einigen Tagen selbstverständlich und eine Abmachung zwischen uns. Er wußte, ich bin da und helfe ihm. Irgendwann in seinen letzten Lebenswochen rutschten ihm die Beine auch einfach auf glatten Böden weg. Es gibt Silikonpfötchen zum Auskleben auf die Hundepfoten (in allen Größen). Damit hatte er wieder Halt. Die letzten Woche schlief ich wieder bei ihm im Wohnzimmer, damit er die Treppen nicht mehr am Abend und Morgen laufen musste. Schon lange bewältigten wir den Treppenweg nur mit Geschirr und er wußte, ich halte ihn in jeden Situation fest.
Und ich hielt ihn bis zum letzten Moment…