Ich bin ganz neu hier und habe mich die vergangenen Tage durch alle eure Beiträge gelesen. Ich habe mit euch geweint, gelitten aber auch Trost gefunden um das Wissen, dass ich nicht alleine bin mit meinem Schmerz.
Mein Traumhund, meine beste Freundin und Freizeitpartnerin ist am 23.08. gestorben.
Sie hatte drei Tage vorher ihren 11. Geburtstag und war bis zu diesem Tag ein völlig gesunder Hund.
Ich selbst bin TFA und arbeite in einer Kleintier Praxis. Martha war, wie die restlichen 7 Hunde unseres Teams immer dabei und natürlich wurden sie regelmäßig gecheckt ( vermutlich häufiger als ihnen lieb ist). So auch mal wieder in der Woche vor ihrem Tod. Klinisch völlig unauffällig, bis auf eine leichte Linsentrübung, mit der sie aber gut klar kam.
Die Woche darauf wollten wir drei (mein Sohn, sie und ich) wie jedes Jahr an die Nordsee fahren. Es sollte das letzte Mal sein, dass wir zu dritt fahren, denn mein Sohn studiert jetzt und will natürlich in Zukunft seine Urlaube nicht mehr mit seiner Mutter verbringen. Ich hatte mich sehr gefreut als er beschloss dieses Jahr noch einmal mitzukommen. Wir hatten immer sehr viel Spaß zusammen. Eigentlich drehte sich alles um unsere geliebte Martha und wir haben oft scherzhaft gesagt: was reden wir nur, wenn dieser Hund mal nicht mehr da ist?
So, nun zurück zum 19.08. ihrem 11. Geburtstag. Alles schien ganz normal. Wir haben ihr natürlich gratuliert, ihr Gesundheit und ein langes Leben gewünscht und sie hat ihr besonderes Geburtstags Leckerli bekommen. Am Vormittag dann eine große Runde. Martha war ein lauffreudiger Hund. Sie ist gerannt hat getobt und war voller Freude.
Zurück Zuhause hat sie sich mit mir aufs Sofa gelegt, ich habe gelesen und sie hat zufrieden geschlafen.
Am Nachmittag kam dann unser alter Kater von seinem Streifzug nach Hause und ich wollte ihm sein Futter geben. Martha stand auf, denn das musste immer eifersüchtig überwacht werden, dass der Kater ja nichts besseres als sie bekommt. Sie lief in die Küche und fing auf einmal an zu krampfen.
Sie fiel um, jaulte, war nicht ansprechbar und zuckte. Nach einer Minute war der Spuk vorbei, sie stand auf, taumelte herum und fiel in ihren Wassernapf.
Als ich ihr helfen wollte, knurrte sie und biss nach mir. Ich setzte mich also auf den Küchenboden und nach ca. zwanzig Minuten kam sie wackelig und völlig desorientiert zu mir. Dann ging das Drangwandern los. Zwei Stunden hin und her, immer wieder hinten einknickend. Es war grausam. Dann konnte sie einschlafen und nach dem sie wieder wach war, war sie wieder völlig die Alte.
Am nächsten Tag in der Praxis haben wir das natürlich besprochen und da es bei einem älteren Hund keine echte Epilepsie mehr gibt ( das zeigt sich viel früher) stand nun eine Tumordiagnose im Raum.
Ich bin dann am Nachmittag in eine Klinik ( mit der wir seit Jahren super zusammenarbeiten) gefahren und habe alles untersuchen lassen. Blut, Herz - und Bauchultraschall, Lunge röntgen usw.....
Nichts! Alles altersentsprechend und auch die Neurologie unauffällig. Nur die Linsentrübung war auf einmal viel stärker.
Die Internistin meinte, dann bliebe wohl nur noch der Kopf übrig und riet mir zu einem MRT. Da dieses dort nicht möglich war, vereinbarte ich einen Termin in einer anderen Klinik für die kommende Woche.
Ich habe mich am Abend mit meinem Sohn zusammen gesetzt und wir beschlossen, sie im Falle eines Tumors oder einer Blutung nicht mehr aus der Narkose aufwachen zu lassen
Diese Entscheidung zerriss uns fast, denn Martha hatte, obwohl in einer Tierarztpraxis daheim, in Kliniken oder bei anderen Tierärzten genauso viel Angst wie die meisten Hunde.
Doch die nächsten zwei Tage waren völlig normal. Sie war wie immer und genoss ihr Leben. Ich hoffte so sehr, dass es vielleicht nur ein einmaliges Ereignis war. Vielleicht eine Durchblutungsstörung und ich habe ihr auch B- Vitamine und durchblutungsfördernde Medikamente gegeben.
Am Samstag haben wir dann unsere Morgenrunde gedreht. Sie war sehr gut drauf und hat geschnuffelt und gefetzt.
Es sollte unsere letzte Runde werden.
Ich bin dann mit ihr in die Arbeit gefahren und dort ist sie wie immer rein, hat ihre Hundefreunde begrüßt und um ihr Arbeitsbeginn - Leckere gebettelt.
Auf einmal fiel sie wieder um, hat massiv gekrampft und dabei geschrieen. Wir haben dann sofort Valium gespritzt und sie ist auch wieder zu sich gekommen. Doch sie war eine Andere: die Linsen waren fast weiß und in ihrem Gesicht stand die blanke Angst. Sie lief gegen verschiedene Gegenstände und war nicht zu beruhigen. Der Praxisbetrieb startete und ich bin dann mit ihr in unser Büro und habe versucht sie zu beruhigen.
Doch das war kaum möglich, sie zitterte, kippte immer wieder um und jaulte. Ich habe ihr dann ein Leckerli auf den Boden gelegt und sie konnte es nicht aufnehmen. Sie biss ständig daran vorbei und irgendwann gingen dann ihre Ohren und ihr Schwanz nach unten und sie jaulte traurig auf. Ich habe es ihr dann ins Maul geschoben und sie hat es gefressen.
Nur ihre Panik ging nicht weg.
Ich habe dann meinen Sohn angerufen und er war in einer viertel Stunde da. Martha hat sich so gefreut ihn zu sehen, wollte zu ihm und kippte wieder um. Wir saßen dann noch eine Stunde mit ihr zusammen und fällten gemeinsam den Entschluss, sie jetzt gehen zu lassen. Keine weitere Diagnostik, keinen weiteren Anfall.....
Ich habe dann meine Chefin reingeholt und ihr unseren Entschluss mitgeteilt. Sie hat es verstanden. Martha bekam eine Narkose und sie wurde sofort ruhiger. Mein Sohn und ich saßen auf dem Boden, sie hat sich zu uns gelegt und ist binnen Minuten eingeschlafen.
Nach der zweiten Spritze mit der Überdosis blieb nach wenigen Sekunden ihr Herz für immer stehen.
Es ist nichts mehr so wie es war.
Mein Sohn sagt, er hat das Gefühl nun ist seine Kindheit endgültig zu Ende. Er ist auf dem Sprung in sein eigenes Leben ( was gut und richtig ist, dazu erzieht man sie ja) und hat seine Trauer gut im Griff. Er ist fest davon überzeugt, wir haben in Marthas Sinne entschieden.
Im Gegensatz zu mir. Ich komme überhaupt nicht zurecht, weine viel, gehe nicht raus und bin einfach nur verzweifelt. Unser Dreier -Team gibt es nicht mehr.
Wir haben so viel durchgestanden und erlebt miteinander.
Sie fehlt mir so sehr.
In den Urlaub sind wir natürlich nicht gefahren.
Wir konnten es uns nicht vorstellen all die Orte zu besuchen, ohne unsere Martha.
Ihr Reiserucksack steht gepackt hier und wir waren voller Vorfreude.
Jetzt hat sie einen anderen Rucksack gepackt und sich ohne uns auf die Reise gemacht.
Traurige Grüße