Petzi
Ja, das kann ich gut nachvollziehen.
Die letzten Monate gab es bei mir irgendwann den Moment, ab dem ich es kaum noch ertragen konnte. Ich konnte es nicht ertragen, sie so zu sehen. Zu erleben, dass sie sich von mir zurückzog. Ich habe es einfach nicht verstanden. Da hatte sie die Diagnose mit der Demenz noch nicht. Es gab Situationen während der Autofahrt, da hat sie ständig gejammert. Sie war hatte ihren Platz immer hinten, ich bin gefahren und sie hat durchgehend gejammert. Mal lauter, mal leiser, aber mindestens immer gesäufzt bis laut gejammert. Sie ließ sich durch nichts beruhigen, auch nicht wenn ich sie zu mir nach vorne geholt habe. Ich konnte das manchmal nicht ertragen, konnte mich nicht aufs Auto fahren konzentrieren und bin dann teilweise ungeduldig geworden. Ich habe bestimmt an zehn Situationen mit der flachen Hand oben an das Autodach geklopft, damit sie abgelenkt ist und wenigstens mal für einen Moment Ruhe einkehrt. Meine Tochter saß einmal mit ihr hinten, als ich geklopft habe und sagte dann Luna hätte sich total erschrocken. Da habe ich noch flapsig geantwortet "Ja, war ja auch Sinn der Sache damit Ruhe einkehrt". Paar Tage später bin ich mit ihr zum Arzt und habe der Arztin das alles erzählt. Ihre Veränderung und dass sie sogar nach mir schnappt und die Ärztin sagte dann es wäre eindeutig Demenz. Danach habe ich dann zu Hause gegoogelt und genau das Verhalten von Luna erkannt.
Der Grund, warum ich ans Dach geklopft habe, war nicht, dass ich mich nicht aufs Auto fahren konzentrieren konnte, oder dass es mich einfach genervt hat, dass sie so jammert. Der Grund war, dass ich es nicht ertragen konnte, dass sie vielleicht leidet unter diesem jammern und die unerträgliche Angst, sie bald zu verlieren, das habe ich aber viel später erst verstanden.
Ich habe ab der Diagnose versucht umzudenken und genau das Verhalten von ihr, was oft anstrengend oder nervig war, zu genießen. Wissend, dass ich genau das später vermissen werde und genau so ist es jetzt.