Ich habe die komplette Nacht wach gelegen. Gestern ist ein Tsunami über uns gerollt und ich weiß nicht, wie wir das packen sollen. Vroni kommt aus dem Tierschutz und ist geschätzt 7 Jahre alt. Jeder, der sie kennenlernt, möchte danach einen Hund. Wirklich jeder. Wir müssen das immer korrigieren, denn nicht jeder Hund benimmt sich wie ein Therapiehund, obwohl er keiner ist. Vroni ist ein Terriermischling und natürlich sagt jeder Besitzer von seiner Fellnase, dass sie einmalig ist. Es beschreibt sie aber einfach besten. Vroni wird mit ihrem jungen Alter wohl keinen zweiten Sommer erleben. Wenn sie überhaupt die nächsten Wochen noch bei uns bleiben wird. Vroni hatte plötzlich angeschwollene Lymphknoten, nur durch Zufall entdeckt. Das Ergebnis erreichte uns gestern und Hammerschlag ist dafür als Beschreibung nicht ausreichend: malignes Lymphom. Tod. Bald. Wir. Unser Vroenchen. Therapiemöglichkeiten? Abschied? Die Gedanken überschlagen sich. Wir werden heute ein Tumor-Staging machen und haben beim Onkologen einen Termin - in 2 Wochen! Und plötzlich denke ich, dass zwei Wochen viel zu lange sind und dass jeder Tag zählt. Jede Stunde. Plötzlich möchte man jeden Moment konservieren, kann es aber nicht. Wir müssen jetzt schwierige Entscheidungen treffen und müssen schauen, dass nur Sachen geschehen, die ihr gut tun und sie nicht überfordern. Chemotherapie? Diese kann palliativ eingesetzt werden. Machen wir das für uns? Hätte sie damit eine Lebensverlängerung, in der sie sich gut fühlt und eine Lebensqualität hat? Oder handeln wir egoistisch, getrieben davon, den Abschied hinaus zögern wollen? Alles ist unwirklich, taub. Unser Zweithund Anda liegt neben mir. Sie ist mit Vroni aufgewachsen, schickt sie vor beim ersten Hundekontakt. Die beiden gehören zusammen und werden doch getrennt. Zukunft ist plötzlich ein komisches Wort, denn es wird bedeuten, dass diese bald ohne Vroni stattfinden wird. Ein so junger Hund. Mein Herz kann diesen Schmerz nicht ertragen.