Jamuk
Guten Morgen,
du schreibst, dass du weder um Tobi trauern kannst, noch dass du das willst. Das macht mir etwas Sorgen. Damit es irgendwann besser, oder leichter wird muss man sich der Trauer stellen. Sie hat ja auch einen Sinn. Sie soll uns dahin bringen, dass wir akzeptieren lernen, dass wir jemanden wichtigen verloren haben, unser Leben aber trotzdem weitergehen muss. Diesen Prozess zu durchlaufen ist brutal schmerzhaft, aber wichtig und heilsam.
Bei mir ist es ein auf und ab. Manchmal gelingt es mir ganz gut zu akzeptieren, dass Martha gestorben ist und dass mein Leben sich damit verändert hat. Unwiederbringlich und für immer.
Dann gibt es wieder Phasen in denen ich wie ein Kleinkind die Augen verschließe und mir denke, dass wenn ich es nicht sehe, dann ist es auch nicht passiert.
Ich würde mich so gerne dankbar und liebevoll an die Zeit mit Martha erinnern können. Leider gelingt mir das noch nicht, weil der Zorn und der Schmerz über ihren Tod noch überwiegen.
Aber ich befinde mich auch noch mittendrin im Trauerprozess.
Du hast ja berichtet, dass du demnächst in eine Klinik gehen wirst und das finde ich sehr gut. Ich wünsche dir so sehr, dass du dort auf jemanden triffst, der dich dabei begleitet die Trauer um Tobi erstmal zuzulassen und der dich aus dieser Schockstarre reißen kann.
Das althergebrachte Trauerjahr hat gewiss seinen Sinn um sein neues Leben zu begreifen und zu strukturieren.
Ich glaube erst danach kann es dauerhaft besser werden.
Wenn ich an meine verstorbenen Großeltern denke, ist es so, dass ich sie zwar oft sehr schmerzlich vermisse, aber es ist kein scharfer Schmerz mehr da und die Freude darüber, dass ich sie hatte überwiegt bei weitem.
Wenn es irgendetwas nach diesem Leben geben sollte dann bin ich überzeugt, dass diejenigen welche vorausgegangen sind sich wünschen, dass es denjenigen die zurück bleiben gut geht.
Das Vermissen unserer Hunde wird immer bleiben und auch die Wehmut darüber, dass diese schöne gemeinsame Geschichte geendet ist, doch der Schmerz wird sich wandeln und Platz machen für etwas Neues.
Wir werden nicht mehr die selben Menschen sein, die wir vorher waren, aber wenn du hier die Geschichten liest, hat das für viele hier auch positive Aspekte gebracht.
Manche haben gelernt öfters Nein zu sagen, manche haben gelernt mehr auf sich zu achten.
Alles im Leben ist Wandel ( und glaube mir, ich hasse Veränderungen) und um das zu akzeptieren und in etwas positives umzuformen, braucht es die Trauer.
Ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass du bald einen Weg findest, der dir Erleichterung bringt.
Fühl dich gedrückt