Viola Ja, liebe Viola, aber ich glaube, es ist wichtig, selbst im Schmerz, vielleicht grade da, zu trennen: Ich hatte eine Mutter, die mich von Anfang an als Teil ihrer selbst - gegen eine "böse" Welt - verstanden hat, und wir zahlen für diesen Irrtum bis heute: Als es Zeit war, mich von ihr zu lösen, war sie so schwach, weil grade von ihrem Mann/meinem Vater verlassen, dass ich eher zur Mutter wurde und sie zur Tochter. Dass ich mich nie wirklich habe lösen können, hat gemacht, dass ich mich immer nur heimlich gelöst habe, eine zutiefst ambivalente und unehrliche Beziehung, weil niemand ist und kann und soll Teil eines anderen sein. Der Verlust von Mogli fühlt sich zwar teilweise an wie eine Amputation, so als wäre ein Teil von mir selbst nicht mehr da. Aber er war er, und ich war ich. Und er ist er und ist tot, und ich bin ich und ich lebe. Ich glaube, es ist wichtig, nach und nach zu verstehen, dass es eben nicht nur um dieses kleine geliebte Wesen geht in dieser riesigen Trauer, sondern auch um den eigenen Verlust. Ich trauere nicht nur um IHN, sondern auch für MICH. Das ist ok, ich habe Selbstmitleid, mit sich selbst leiden, immer richtig gefunden. Aber er hat(te) jedes Recht, ein eigenes Wesen zu sein. Bedingungslose Liebe ist eine große Sehnsucht, vielleicht gerade bei einer wie mir, die die Verlassenheit der Mutter durch eine scheinbar bedingungslose Liebe, ihre und meine, hat vergessen lassen sollen. Geliebt werden, ohne dass es einen schert, wie ich grade aussehe, was ich will und nicht will, fühle und nicht fühle, denke und nicht denke, tue und nicht tue. Aber würde ich eine/n lieben wollen, unabhängig davon, wie das Aussehen, Wollen, Fühlen, Denken, Tun gerade ist? Nein. Hätte Mogli mich dafür lieben sollen? Nein. Wenn ich darüber nachdenke, weiß ich, dass er mich nicht bedingungslos geliebt hat und ich ihn auch nicht. Und dass es gut so ist.