Hallo.
Heute ging es mir den ganzen Nachmittag gut und ich habe nicht geweint. Nun sitze ich hier am Pc und die Tränen laufen wieder.
Ich möchte euch gerne von unserem Trey erzählen. Mein Seelenhund. Mein Retter aus der Depression und Einsamkeit.
Unser Wegbegleiter für fast 13 Jahre.
Für mich stand immer fest dass ich einen Hund möchte wenn ich von Zuhause ausziehe. Meine Eltern haben sich getrennt, da war ich 20 und gerade von Zuhause raus. Unsere Familienhündin Buffy wurde damals ins Tierheim gebracht, da ich in dieser Zeit auch noch mit einer chronischen Erkrankung diagnostiziert wurde und bei mir ziemlich viele Rehas, Krankenhausaufenthalte etc. anstanden. Ich konnte sie leider nicht mitnehmen, und das werfe ich mir jetzt, 17 Jahre später, immer noch vor. Dieses Drama hat mich damals so traumatisiert, dass ich mir geschworen habe, dass ich meinen Hund NIEMALS im Stich lassen werde und alles dafür mache, dass es ihm gut geht.
Als ich mit meinem Mann, damals Freund, zusammenzog, setzte ich sofort alles in Bewegung dass der Weg für einen Hund frei ist. Ich habe mir die Erlaubnis beim Vermieter geholt, mein Arzt hat mir eine Bescheinigung ausgestellt dass ein Hund heilend für mich ist und mich wieder am Leben teilhaben lässt, und zuletzt habe ich schon die ersten Anschaffungen gemacht, ohne überhaupt zu wissen was es für ein Hund werden soll.
Für mich stand immer fest, dass ich einen Hund retten möchte. Aus dem Ausland, wo viele Seelen noch getötet werden, wenn niemand nach ihnen fragt oder sie aufnehmen möchte. So habe ich im Internet gesucht, mich erkundigt welche Rettung denn gut ist und viele Berichte gelesen ( wusstet ihr dass die Tierschutzcommunity wirklich toxisch sein kann? Unglaublich! ).
am 1. September 2011 habe ich dann die Anzeige auf Facebook gesehen. Trey wurde als Notfall deklariert, er müsste schnell von der Endstelle weg, da er Möbel zerstört. Ich wünschte ich hätte dieses erste Foto noch.
Auf dem Bild saß der Trey im Gras. Etwas dümmlich schaute er hoch in die Kamera mit seinem einen Auge. Er lag eher so halb und schaute nach oben. Ich war sofort hin und weg. 6 Jahre sollte er geschätzt sein, sozial und verträglich, aber halt einfach diese Macke dass er nicht alleine sein kann. Er kam ursprünglich aus Ungarn und war schon vermittelt gewesen.
Der musste es sein! Egal ob er Möbel zerstört, ich bin ja immer da! ich habe Kontakt zur Vermittlerin aufgenommen und habe Trey noch am gleichen Tag mit dem Zug abgeholt. Mir war gar nicht klar was ich da getan hatte glaube ich.
Aber genau dieses Spontanität hat mir die 13 schönsten Jahre meines Lebens beschert.
Entschuldigt, das war ein langes Vorwort.
Trey war einfach Herzensgut. Das mit den Möbeln zerkratzen stimmte nur so halb, er hatte einfach Trennungsangst und hat an den Türen gekratzt und gejault. Das haben wir aber mit etwas Training in den Griff bekommen. Außerdem gehörte Trey ab jetzt zur Familie und er kam einfach überall mit hin. Wir haben so viele schöne Sachen mit ihm gemacht. Er war so genügsam und hat Menschen geliebt. Andere Hunde fand er auch toll, obwohl er sehr unterwürfig ist und 3 x gebissen wurde, der arme Kerl. Im hohen Alter hat er alle weggeknurrt und wir haben drauf geachtet, dass er während unserer Spaziergänge in Ruhe gelassen wird, da Auge und Ohren einfach immer schlechter wurden.
Er war einfach zufrieden dass er bei uns sein durfte. So dankbar. Er wollte nicht großartig spielen, vor Bällen hatte er Angst und auch Kuscheltiere zum zerfetzen fand er gar nicht gut. Er wollte am liebsten einfach nur an uns angekuschelt auf der Couch liegen und gekrault werden. Ausgedehnte, ruhige Spaziergänge hat er geliebt. Mein Mann und ich auch, und so bestritten wir viele Abenteuer zusammen und haben viel von unserer näheren Umgebung gesehen.
Ich erinnere mich gerade an ein Foto auf dem Trey auf den Schultern meines Mannes liegt, während er es sich auf dem Sessel gemütlich gemacht hat. Wenn ich es auf dem Rechner hier noch finde zeige ich es euch. Oder als er auf meinem schwangeren Bauch lag und selig geschnarcht hatte. Es freut mich gerade sehr dass ich mich an diese tollen Momente erinnere.
Letztes Jahr im August, da war er schon 17, fing er plötzlich an Unmengen an Wasser zu trinken und draußen Gras zu fressen. Er spuckte es in unserem Haus wieder aus und bei mir schrillten direkt die Alarmglocken. Ich bin direkt zum Tierarzt gefahren. Der kannte uns nur von den jährlichen Checks die ich durchführen ließ, da Trey echt wirklich gesund war. Bis Dato hatte er nur einmal eine Darmentzündung. Beim TA haben wir einen Ultraschall gemacht und da kam schon der Schock : Ein großer Tumor im Bauch. Ich musste schnell handeln, Der TA sagte mir dass sein Herz trotz seines Alters sehr stark ist und wir die OP versuchen sollen. Er konnte nicht genau sagen was er vorfindet, daher würde er mich während der OP auf dem Laufenden halten. Meine Emotionen überwältigten mich schon als der Arzt reinkam und sagte dass wir ein Problem haben. Unter heftigem Schluchzen habe ich ihm gesagt, dass er, wenn er eine Chance für Trey sieht, alles machen soll um ihn zu retten. Auch habe ich ihm gesagt, dass, wenn er Trey aufmacht und sieht dass es zu schlimm ist, Bescheid geben soll, damit wir Trey verabschieden und gehen lassen können.
Der Tumor hat einen Teil der Leber, die komplette Galle und die linke Niere eingenommen. Er konnte komplett entfernt werden und seitdem war Trey eine kleine Berühmtheit in der Praxis. So ein kleiner Kämpfer. Ich war so froh meinen Seelenhund wieder bei uns zu haben. Ganz Straßenhund hat er nie auch nur winzige Anzeichen dafür gegeben, dass es ihm schlecht ging. Nach der Op wollte er schon wieder auf SEIN Sofa springen, um uns nahe zu sein. Ich kann euch sagen, es war echt anstrengend, diesen alten Hund in Zaum zu halten. Ich musste ihn fast zwei Wochen angeleint im Haus überall hin mitnehmen, damit er nicht eigenständig irgendwelche Treppen hochgeht oder aufs Sofa springt und damit seine Riesennarbe am Bauch aufreißt. Immer wieder habe ich mit meinem Mann diskutiert und Witze darüber gerissen, dass Trey uns noch überleben wird.
Seit der Op habe ich noch mehr darauf geachtet, dass Mein Junge gesund bleibt. Wir haben ihn gut gefüttert, er hat alle Medikamente bekommen die er braucht, und ich habe auch alle Nahrungsergänzungsmittel besorgt die unsere Tierärzte uns empfohlen haben.
Von nun an haben wir ihn mehr geschont. Er wollte immer noch überall mit hin, und wir mussten ihn langsam vor sich selbst schützen. Er ist bis zum Tag seines Wegganges noch Treppen gelaufen, eigenständig in den Garten zum Pipi machen gegangen und auch auf Sofa und Bett gesprungen. Ich frage mich jetzt manchmal ob ich die Zeichen übersehen habe. Er hat sich aber auch nicht helfen lassen. Wir haben eine Treppe fürs Bett besorgt, die fand er doof und sprang demonstrativ daneben aufs Bett.
Anfang Dezember dann hatte er einen Bandscheibenvorfall und wir haben ihn behandeln lassen. Die Medikamente haben super angeschlagen und es ging ihm wieder besser. Mitte Dezember fing er an schlechter zu essen und wir sind wieder zum Tierarzt. Der hat Blut abgenommen, doch da sah alles soweit gut aus. Die Nierenwerte schlechter als die Norm, aber das hatten wir ja sowieso beobachtet und sie waren nicht so schlecht dass wir hätten handeln müssen. Seit seiner Op bekam Trey alles damit wir seine verbleibende Niere erhalten konnten. Er bekam ab jetzt ein Schmerzmedikament, welches über die Leber anstatt über die Niere abgebaut wird, um die Niere zu entlasten. Leider hat es sich nach diesem Arztbesuch nicht wieder gebessert und direkt am 27.12 bin ich wieder zum Tierarzt. Trey hatte über Weihnachten wirklich schlimm abgebaut. Er ging zwar noch in den Garten und freute sich bei uns zu sein, schlief aber jetzt sicher 22 Std am Tag, wollte keine Spaziergänge mehr machen und kam nur noch aus dem Bett um zu trinken. Essen und seine Medikamente hat er wirklich nur mit viel Geschick und gutem Zureden gegessen. Das kannten wir ja schon, da er sehr magenschwach ist. So gingen wir von einer Magenschleimhautentzündung aus. So hat er immer reagiert wenn er das hatte.
Ich musste in die Zweigpraxis meines Haustierarztes, da unsere Praxis über Weihnachten Notdienst hatte und im verdienten Urlaub war. So sind wir nach Heek gefahren. Trey fand Autofahren nicht sehr gut, es hatte sich im Laufe der Jahre zwar gebessert, aber er war immer sehr unruhig geblieben. Dieses Mal nicht. Er legte sich direkt ab. Ich hatte schon eine Ahnung, glaube ich jetzt im Nachhinein. Die Tierärztin in der Zweigpraxis war super und hat Trey Blut abgenommen. Währenddessen fragte ich ob es reparabel wäre wenn die Niere jetzt nicht mehr mitmacht. Ich hatte die letzten beiden Tage ein Nierenversagen gegooglet, doch die Anzeichen waren so vielfältig, Trey hätte alles haben können. Die Ärztin verneinte. Trey bekam eine Infusion mit Flüssigkeit während die Blutwerte ausgewertet wurden. Leider hat seine Niere ihren Dienst quittiert. Er hatte schon eine Anämie, eine Blutarmut. Ich brach direkt zusammen, weil ich wusste was das bedeutet. Die Ärztin fragte mich noch ob wir Trey einen Tag mit nach Hause nehmen wollten und ihn dann einschläfern zu lassen. Doch ich habe direkt verneint. "Keine Quälerei mehr" konnte ich gerade noch rauswürgen, dann hyperventilierte ich und habe mich wirklich sehr angestrengt, nicht komplett durchzudrehen. Ich musste mein verdammtes Ego jetzt hintenanstellen und für Trey da sein.
Ich rief meinen Mann an und er kam so schnell er konnte mit unseren Töchtern (6&2) in die Praxis. Trey wurde die Infusion abgenommen, wir durften uns in einen Raum mit ihm zusammen auf den Boden setzen, ihn noch knuddeln und streicheln, Die TMA gab uns noch Leckerchen die er noch etwas geknabbert hatte und wir haben ihm sein Halsband und das Geschirr abgenommen. Währenddessen erklärten wir unseren Töchtern was jetzt passiert und dass der Trey in den Himmel geht. Wir haben seit seiner Op immer wieder mit den Kindern darüber geredet dass Trey irgendwann in den Himmel gehen muss, da sein Körper zu alt für diese Welt wird. Im Himmel geht es ihm wieder besser und er ist jung und wartet dort auf uns. Damit wir nicht zu traurig sind bis wir uns wiedersehen wird Trey uns einen armen Hund schicken, auf den wir aufpassen müssen und ihn genauso sehr lieben wie ihn.
Wir waren alle dabei als er ging. Ich hielt ihn in meinen Armen. Der Schmerz überwältigt mich wieder und die letzten beiden Absätze schreibe ich weinend. Jetzt bin ich wieder traurig, aber ich bin auch unendlich dankbar dass es Trey gab. Ich mache mir aber solche Vorwürfe dass ich ihn nicht vor Weihnachten nochmal zum Tierarzt gebracht habe und dass er anscheinend so gelitten hat obwohl er es nicht zeigte. Er wäre im April 19 geworden.
Machs gut mein lieber Junge, ich liebe dich.
Ich danke euch dass ihr diese lange Geschichte bis zum Ende gelesen habt, und wenn nicht, danke ich euch dennoch, denn wir teilen uns das gleiche Schicksal. Wir sind hier, weil wir einen geliebten Weggefährten verloren haben und damit zurechtkommen müssen und wollen. Und das machen wir nicht alleine. Danke.
Sabrina