Wie fange ich nur an Laikas und meine Geschichte zu erzählen in relativ kurzen Worten... Wie fasst man fast 13 Jahre zusammen... Ich versuche es..
Laika mein wunderschönes Boxermädchen habe ich (damals noch 18 Jahre jung) kennen gelernt, da war sie gerade zwei Wochen alt. Ich habe mich sofort in sie verliebt und sie sich in mich. Sie hat damals ihre Geschwister weggefiebt (bellen ging so jung noch nicht) um alleine zu mir robben zu können. Fortan habe ich sie fast täglich besucht bis ich sie endlich zu mir holen durfte.
Ab da begann die schönste Zeit meines Lebens...
Laika hat mich und meinen Mann (damals noch Freund) zusammen geschweißt, sie stand an den dunkelsten Tagen in meinem jungen Leben an meiner Seite, gab mir einen Sinn weiter zu leben, als ich den Sinn aus den Augen verlor, lehrte mich Verantwortung zu übernehmen und begleitete mich bei meiner Reise ins Erwachsen werden.
Sie mochte absolut nicht alle Hunde und war super unkompliziert, aber das war für mich absolut okay. Ich war auch nicht unkompliziert und mag ja auch nicht jeden. Wir passten einfach zusammen! Ich nahm sie so, wie sie war und sie stand immer treu und lieb an meiner Seite.
Niemals hat sie einen anderen Hund gebissen, sie war einfach dominant und ging Streit (meist aber von anderen provoziert) dann nicht aus dem Weg. Sie liebte aber andere (auch meistens dominante) Hunde mit den sie auf Augenhöhe spielen konnte.
Und zu wen sie bedingungslos lieb und treu war, waren Menschen. Sie liebte einfach jeden. Sie war so ein verrückter Wirbelwind der sich sowieso über alles und jeden freute. Beim zeigen der Freude verwüstete sie oft die Wohnung und riss einiges um, was nicht Niet und Nagelfest war. (Wir lebten in einer sehr kleinen Wohnung damals noch)
Laika war zu älteren Menschen sehr vorsichtig und besonders artig, mit uns tobte sie wild und mit boxermanieren, an Kinder war sie super interessiert und liebte es von ihnen gestreichelt zu werden. In dieser Welt war sie so glücklich und wir auch. Sie hatte ihre Lieblingshunde mit denen sie wild auf dem Feld täglich toben konnte, viele warme Schlafplätze direkt neben mir zu Hause, bekam täglich viel Auslauf und immer leckeres Essen.
Leider wurde sie von vielen Krankheiten geplagt. Auf die kann ich nicht alle eingehen, dass würde den Rahmen sprengen (Spondylose, sämtliche Allergien, Arthrose und eine Herzkrankheit [AV-Block 2. Und später 3. Grades, woran sie verstarb])
Aber Laika war eine Kämpferin. Sie liebte so sehr das Leben, dass wir immer alles in den Griff bekamen. Sie war so stark, tapfer und mutig!!!
Sie stand mir zur Seite als ich meine Schule beendete, meine Ausbildung abschloss und mein Studium absolvierte. Dank Corona war ich immer auch schön viel zu Hause und so musste sie nie wirklich alleine bleiben für längere Zeit.
Dann kam der nächste besondere Abschnitt in unserem Leben. Ich bekam meine erste Tochter, die sie so herzerwärmend in unserer Familie auf nahm. Später kam meine zweite Tochter. Beide Mädels durften bei ihr alles machen (natürlich war ich stets bemüht, dass meine Kinder aufwuchsen in dem Wissen, wie man richtig mit einem Hund umgeht, in streichelt und wann man ihn auch mal in Ruhe lässt)!! Sie spielte mit ihnen ganz vorsichtig, beschützte sie vor anderen wilden Hunden und passte auf unser zu Hause (in welches wir gezogen sind bevor die Kinder kamen) immer wachsam auf. Selbst als sie im Alter taub wurde schlug sie Alarm, einfach, weil sie das so gut machte und dann so toll gelobt und gestreichelt wurde. Ja, auch taube Hunde die nicht mehr gut sehen können, können ganz tolle Wachhunde sein und ich liebte sie einfach für jedes noch so kleines bisschen, was sie ausmachte und zu meiner Laika machte!
Ihr letztes Jahr im Alter von 12 Jahren wurde dann immer beschwerlicher für sie.. die Arztbesuche häuften sich, aufgrund ihrer schweren Herzkrankheit konnte sie nicht mehr operiert werden und so mussten wir mit ansehen, wie sich langsam Tumore bildeten, die nicht mehr weggeschnitten werden konnten.. aber noch immer liebte sie das Leben, liebte es im Garten zu spielen, mit uns zusammen zu sein und fraß ihr essen mit großer Begeisterung, weswegen man über "Erlösung" noch nicht zu sprechen brauchte..
Dann begann sie aber schmerzen zu zeigen, die wir nicht wie gewohnt in den Griff bekamen... Und trotz der schmerzen zeigte sie noch Lebenswillen und Lebenslust, weswegen wir uns dazu entschieden es noch weiter zu versuchen. Und tatsächlich bekam sie noch einmal die Kurve und es ging wieder bergauf. Wir verreisten mit ihr (innerlich wissend das es die letzte Reise sein würde) an die Nordsee und anschließend an die Ostsee. Sie ist so aufgeblüht noch einmal, das war so unbeschreiblich schön mit anzusehen. Sie und die Kinder spielten am Wasser und im Sand am Strand, es war einfach traumhaft... Doch die letzten Tage auf der Reise wurde sie müder und müder, weswegen wir die Reise beendeten und nach Hause fuhren. Sie bekam einen Hautpilz (wir dachten wegen eines Antibiotikums das sie bräuchte wegen Bakterien im Auge), der ihr Immunsystem schwächte, sodass der Pilz der auf jeder Haut ist ausbrechen konnte richtig. Im Nachhinein gehen wir davon aus, dass es der Krebs war, der ihr Immunsystem so schwächte...
Sie hörte auf zu Essen, was sie bis dato 12 3/4 Jahre nie zuvor getan hat. Wir dachten es wäre das Pilzmittel, das auf den Magen schlägt... Nachdem wir das absetzten und den Pilz nur noch Lokal behandeln wollten fing sie auch tatsächlich wieder zu Essen an. Wir atmeten auf. Diese auf- und ab- Gefühle kannten wir ja schon aber so ein Tief hatten wir noch nie. Um so erleichterter waren wir, dass sie wieder zu Fressen begann. Ich kann mich so gut an die Freude erinnern und die Erleichterung... Wie sehr wir uns doch getäuscht hatten...
Nachdem sie zwei Tage gegessen hatte (aber ihre Tabletten verweigert hat und diese aus ihrem Futter aussortiert hat, was sie zuvor aus noch nie gemacht hat) aß sie am dritten Tag wieder nicht..
Mein Mann und ich schauten uns an und uns war klar, dass sie nicht wegen des Pilzmittels aufhörte zu Fressen und sie ein Problem haben wird, dass tiefgreifender und schlimmer ist, als was wir bis jetzt je durchmachen mussten...
Wir streichelten sie, gaben ihr ein Würstchen als Leckerlie um sie zum Fressen zu animieren.. das Würstchen nahm sie auch noch, mehr aber nicht...
Sie legte sich morgens dann zum schlafen hin.... Und dann wachte sie nie wieder auf ...
Es bricht mir so sehr das Herz und dabei ist es drei Wochen her. Für mich ist eine Welt zusammen gebrochen... Ich habe mein erstes Baby verloren.... Ich habe ein Kind verloren... Ich weiss nicht wie ich den Schmerz je verkraften soll und wahrhaft Freude empfinden soll... Ich vermisse sie jede Sekunde, Weine jeden Tag und ich stehe oft fassungslos da während ich ihr Bild betrachte und kann es nicht glauben, dass ich sie ab jetzt nur noch über Bilder sehen soll und nie wieder berühren kann...
Wir hatten eine ganz respektvolle und liebevoll geplante Einäscherung wo wir uns auch noch von ihr verabschieden konnten. Das war wirklich schön und tat etwas gut, aber der Schmerz blieb und lähmt mich bis heute.
Die Leute sagen und denken, dass nur weil ich zwei Kinder habe ich schneller darüber hinweg komme, aber wie kommt man über den Tod eines Kindes hinweg? Sicherlich zwingen mich meine Kinder weiter zu machen und das ist auch gut so, aber die Freude fehlt, die Farbe fehlt und ich merke, wie ein riesiges Loch in meinem Herzen ist und einfach ein großer Teil von mir fehlt.. ich kann mir nicht vorstellen, wie es je wieder "gut" werden soll, sodass ich ernsthafte Freude vom Herzen empfinden kann... Meine Kinder schaffen es manchmal natürlich kurz mein Herz zu erwärmen.. dann fühle ich mich aber sofort schlecht und wieder wie gelähmt... Ich weiss ich verrate meine Laika nicht, wenn ich glücklich bin, aber wie kann ich ohne sie nur glücklich sein????
Entschuldigt die wirklich langen Zeilen... Aber alles andere wäre ihr nicht gerecht gewesen und ich musste schon so viele tolle und einzigartige Momente überspringen....
Ein Hund für uns kommt nicht mehr in Frage...
Spazieren gehen und raus gehen müssen wir weiter wegen der Kinder, aber es tut so weh.. wir verbinden jede Ecke, jeden Strauch und jede Handhabung mit unserer Hündin...
Wegen des Hautpilzes konnten wir sie die letzten 1 1/2 Wochen nicht vom Herzen wie davor knuddeln, auch das macht mich fertig... Ich hoffe sie weiß trotzdem wie sehr sie geliebt wurde vom ganzen Herzen und sieht nicht nur die letzten 1 1/2 Wochen in denen sie sehr eingeschränkt sich bewegen konnte wegen meines Krabbelbabys... Hautpilz ist so ansteckend und es war so schwierig das alles unter einen Hut mit den Kindern und Baby zu bekommen...
Sie fehlt mir so sehr, dass es mich zerreißt...
Für meine Kinder machen ich weiter, ich bearbeite ganz pädagogisch (gelernte Sozialarbeiterin) alles mit ihr und sie gehen mit ihrem Tod auch wirklich gut um... Vor Ihnen bin ich jetzt stark (klar tränen darf man zeigen und die Trauer, habe ich auch, aber irgendwann müssen sie ja auch sehen, dass das Leben weiter geht und genau dass tut es für mich noch nicht und ich muss es ihnen vorspielen)....
Danke für die Aufmerksamkeit, wer es bis zum Schluss gelesen hat....