Schuldgefühle die mich fertig machen

Ossi

Vielen lieben Dank deine Worte. Es ist wirklich tröstend und es tut mir auch sehr sehr leid um deinen lieben treuen Begleiter. Krebs ist wirklich furchtbar zum Ende hin, mein Onkel ist daran gestorben deshalb weiss ich das es wirklich schlimm ist, deshalb war deine Entscheidung auf jeden Fall die beste die du treffen konntest ein Mensch muss sich da quälen bis zum bitteren Ende das sollte es eigentlich nicht mehr geben im Jahr 2023 da sollte Sterbehilfe möglich sein, bei deinem Hund war es Gott sei Dank möglich und wirklich richtig diese Entscheidung zu treffen. Bei meinem Oskar war das schlimmste das er in den schubfreien Phasen ein sehr aktiver verspielter hochintelligenter Hund war der die Beschäftigung auch eingefordert hat ich habe ihm soviel Tricks und Kommandos beibringen können in der kurzen Zeit wie meinen ersten Hund in 16 Jahren nicht. Oskar war sehr sehr intelligent am liebsten hatte er Suchspiele und Nasenarbeit gemacht wenn man ihn so gesehen hatte konnte man kaum glauben das er chronisch krank war. Diese Krankheit war genau wie sein Wesen entweder extrem da in Form eines furchtbaren Schubes oder es ging ihm ( augenscheinlich) ganz gut sodass er sein junges Leben voll ausgekostet hat. Ich habe immer gesagt der Hund ist wie Dr.Jekyll und Mr. Hide es gab keine Mitte nicht in seinem Wesen und bei der Krankheit war es genauso entweder extrem oder gar nicht. Das macht es so schlimm weil ich ihn einerseits als aktiven jungen agilen Hund im Kopf habe der flitzt wie ein Blitz so schnell und Ball sucht im Garten und alles anbellt was sich bewegt und auf der anderen Seite hab ich den schmerzgeplagten leidenden zitternden alles verweigernden sehr kranken Oskar im Kopf der in dem Moment des Entzündungschubes sehr gelitten hat. Obwohl ja dieses Ende doch sehr extrem war so furchtbar ging es ihm zuvor nie, es war dieses mal wesentlich schwerer und das Krankheitsbild deshalb verstehe ich nicht warum das Prednisolon nicht geholfen hatte vielleicht war ein Geschwür geplatzt vermutete unserer Haustierarzt.Man hatte das Gefühl die letzten guten Wochen indem es ihm so gut ging wie nie ( ich hatte mich schon so gefreut) waren in Wirklichkeit ein Abschied eine letzte super Zeit für ihn und für uns so als hätte die Krankheit sich in Wirklichkeit richtig angebahnt und ist plötzlich mit einem Schlag extrem geworden. Nun ist es nicht mehr zu ändern es war dieses Mal zu schlimm. Aber deine Entscheidung war auf jeden Fall zu 100prozent richtig das weiß ich weil ich Krebs bei einem Menschen erlebt habe also brauchst du dir keine Vorwürfe null Prozent überhaupt gar nicht machen im Gegenteil du hast dein Hund viel erspart das war ein letzter Liebesbeweis den du für ihn getan hast wirklich...

Linus

Ossi

Dein Oskar hat Deine Liebe und Fürsorge immer gespürt, er starb mit dem Gefühl geliebt zu werden.
Und was Du über ihn, in seinen guten Phasen schreibst, zeigt Eure Verbundenheit.

Dieses Hin und Her an Bildern was man sieht, ist das was einen so zweifeln und verzweifeln lässt.
Da geht es mir, wie Dir. Ich sehe meinen, für seine 14 Jahre, noch fitten Hund, wie er im Mai diesen Jahres in Dänemark die Dünen erklimmt…. Und dann frage ich mich: „was hast Du getan“.
Dann blende ich aus, dass er vor mir saß und gähnen wollte, aber erschrocken sein Maul schloss, weil er Schmerzen hatte.
Ich blende aus, wie er in seinem Spielzeugkorb wühlte, sich traurig umdrehte und mit hängendem Kopf weg trabte, weil er kein Spielzeug mehr aufnehmen konnte.

Wenn ich mir das aber bewusst mache, dann weiß ich, warum ich ihn gehen ließ, bevor er vor einem vollen Fressnapf verhungert.

Du warst verzweifelt und hast für Deinen Hund mehr getan, als viele Halter tun würden. Du hast ALLES, wirklich alles versucht, um ihm zu helfen.
Aber am meisten hast Du ihm geholfen, als er gehen durfte.

Meine Mutter ist 2021 nach einer schweren Krebserkrankung gestorben, Du hattest einen Onkel, der diese Krankheit hatte. Und ja, ich sah auch den ganzen Zeitraum der Behandlung und Qualen die sie erleiden musste, bevor sie in meinen Armen starb. Und es war mit ein Grund, dass ich meinem Hund Qualen ersparen wollte.

Ist es nicht seltsam, dass wir selber uns Vorwürfe machen, aber man trotzdem andere Hundebesitzer verstehen kann und die Entscheidung richtig findet.
Man vergibt sich selber nicht, weil man denkt, man habe seinen treuen Partner im Stich gelassen, dabei ist es doch das Gegenteil.

Warum habe ich es getan ? Was habe ich da getan ? Was bin ich nur für ein Partner gewesen für meinen Hund ?

Eines weiß ich. Ich habe diesen Hund so sehr geliebt, dass ich immer Angst um ihn hatte. Er war und bleibt meine Sonne und meine Wärme. Ich war es ihm und unseren 14 super tollen und glücklichen Jahren schuldig, dass er gehen durfte, bevor er nichts mehr kann.

Angela

Hallo ihr Lieben, es ist so traurig aber es ist auch schön mit welcher Liebe ihr von euren Schätzchen schreibt. Ich glaube das es immer richtig ist diese schwere Entscheidung zu treffen. Wir treffen sie aus Liebe, wir lassen das gehen was uns am allerliebsten, was ein Teil von uns ist. Ich möchte das jemand das auch für mich entscheidet wenn ich so leide. Ich wäre gerne Hund bei euch! Wir müssen diese Trauer aushalten und können uns hier gegenseitig trösten. Ich hoffe das ihr euch verzeiht, wir hatten ja gar keine Wahl. Mein Herzebub wäre erstickt oder innerlich verblutet. Ich vermisse ihn immer noch ganz schlimm. Aber ich weiß das ich ihm mit dieser Entscheidung geholfen habe. Die meisten Hunde sind auch nicht so nachtragend. Sie warten an unserem Ende auf uns ,weil sie wissen wie schwer diese Entscheidung uns gefallen ist. Ich sende euch ganz viel Kraft und Eigenliebe 🐾 Angela

Linus

Angela

Liebe Angela,

Danke für Deine lieben Worte.

Ja, unsere Hunde verzeihen alles, weil sie bedingungslos lieben.

Und genau wie Du würde ich gerne Sterbehilfe bekommen, wenn ich an einer Krankheit leide, die ich nicht ertragen kann.

Ossi

Linus ja also so schön geschrieben dem kann man wirklich nichts mehr hinzuzufügen, Dankeschön

Vanessa

Hallo Ossi!

erstmal möchte ich dir mein Beileid aussprechen!
Gleichzeitig hoffe ich, dass dir der Austausch in diesem Forum bei deiner Trauerbewältigung helfen kann.
Du schreibst du weißt nicht ob deine Geschichte ins Forum passt. Lass dir gesagt sein: deine Geschichte passt, wie jede andere hier auch hierhin.

Jede Geschichte, jeder Verlust und jede Trauer ist individuell.
In diesem Forum ist noch nicht so viel "los" und doch liest man hier schon die unterschiedlichsten Geschichten.

Du hast das Gefühl du hättest aufgegeben.
Das sehe ich nicht so.
Was ich aus deinem Text rauslese, ist dass du alles versucht hast um Oskar zu helfen.
Und die Entscheidung getroffen hast um IHN weiteres Leid, Schmerzen und Angst zu ersparen!

Also mach dir diesbezüglich bitte keine Vorwürfe.
Ich weiß das ist deutlich leichter gesagt als getan.

Die Worte von Windspiel finde ich dazu sehr passend:
"Ist es nicht seltsam, dass wir selber uns Vorwürfe machen, aber man trotzdem andere Hundebesitzer verstehen kann und die Entscheidung richtig findet."

Mit unserer Trauer befinden wir uns in eine Art extremen Ausnahmesituation.
Da ist es natürlich leichter anderen Menschen versuchen Trost und Stärke zu schenken, als sich selbst.

Aber genau deswegen ist dieses Forum ja auch u.a. da.

In einer anderen Geschichte hat jemand geschrieben (evtl. war es auch WindSpiel?!) dass man sich darüber bewusst werden sollte, dass nur DU jetzt noch leidest.
Oskar leidet nicht mehr!

Ich leide.
Mein Zacky leidet nicht mehr!

Wir alle hier leiden.
ABER unsere Hunde leiden nicht mehr!

Und das ist doch ein schöner Gedanke, oder nicht?
Natürlich ist es nicht schön dass wir leiden, aber wenn das der Preis ist den wir zahlen damit unsere geliebten Vierbeiner nicht mehr leiden, ist es doch etwas was wir gerne in Kauf nehmen!

Ich habe immer gesagt (und es auch so gemeint) dass ich jeden Schmerz, jedes Leid von Zacky sofort nehmen würde.
Lieber habe ich Schmerzen anstatt er.

Und nun ist es ja so.
Ich habe Schmerzen, aber er nicht.
Und das ist die Hauptsache.

Es ist nur eine Herausforderung sich darüber bewusst zu werden und dieses Bewusstsein zu erhalten.
Und das ist auch das was ich meine mit "leichter gesagt als getan".

Und deswegen ist dieses Forum auch so toll, bzw. es ist hilfreich solche Worte von anderen zu hören.

Ich wünsche dir erstmal weiterhin ganz viel Kraft und Stärke und alles Liebe.

Ossi

Vanessa Hallo ach das hast du auch so schön geschrieben,so schöne treffende Worte,vielen Dank dafür.
Ich hätte nicht gedacht das man über so eine schlimme Trauer gleichgesinnte findet mit den man sich so gut austauschen kann und die genauso fühlen wie man selbst. Dir wünsche ich auch alles Gute und viel Kraft in dieser schweren Zeit. Wir vergessen unsere Fellkinder niemals bis ans Ende unseres Lebens nicht, vielleicht sehen wir sie dann wieder obwohl ich Atheist bin habe ich trotzdem Hoffnung das es doch noch was gibt außerhalb unserer empfundenen Realität eine Art Jenseits in der wir die Seelen unserer Tiere nochmal treffen können.

Linus

Vanessa

Genau wie Ossi finde ich Deinen Eintrag sehr beruhigend und schön.

Unseren Hunden geht es jetzt gut. Eben war ich noch an den Gräbern unserer Hunde. Habe meinen ersten beiden Hunde gebeten, dass sie auf Linus aufpassen sollen. Er war immer so ein vorsichtiger und zurückhaltender Hund, der sich gerne Entscheidungen abnehmen ließ.

Ich hoffe, dass meine Mutter Linus abgeholt hat, und auch auf ihn aufpasst.
Bis wir uns eines Tages wiedersehen werden.

Vanessa

Linus

Jetzt kommen mir auch wieder direkt die Tränen, weil ich anfangs auch die für mich schlimme Vorstellung hatte Zacky wäre dort wo er jetzt ist ganz alleine.
Doch dann sind meiner Mutter und mir nach und nach immer mehr Menschen und Tiere eingefallen, die schon "angekommen" sind und Zacky in Empfang genommen haben.
Mein Onkel, der zu Lebzeiten auch mal auf Zacky aufgepasst hat, oder meine Oma.
Zacky's viele Lieblingshündinnen und und und.

Und so wird es bei Linus und deinen ersten zwei Hunden (wie heißen sie? Sorry, falls ich es irgendwo überlesen habe) auch gewesen sein. Deine Mutter ist bei 3 Hunden nun wahrscheinlich im Dauereinsatz mit Ball oder Stöckchen werfen (oder womit auch immer deine Hunde gerne gespielt haben).

Vanessa

Absolut! Ich würd mich auch nicht unbedingt als Gläubige betiteln.
Dafür braucht es auch gar keinen Glauben, lediglich das Bewusstsein darüber dass "nur" der Körper nicht mehr da ist.
Aber die Seele, der Charakter... das bleibt. Nur eben ist es im Moment ohne den Körper nicht mehr greifbar für uns.

Aber wenn unsere Zeit auf dieser physischen Erde gekommen ist, werden wir uns alle wiedersehen, beziehungsweise unsere Seelen werden wieder vereint sein! In einer anderen, nicht physischen Welt bzw. Ebene. Und dort gibt es keine Schmerzen, keine Trauer, kein Leid, keine Sorgen, keine Ängste. Nur schöne Sachen wie Liebe, Glück, Freude, usw. 🙂

Linus

Vanessa

Angela

Und wieder sieht man, was für Gedanken man sich macht.
Ich habe hier gesessen und ohne Ende geheult, und meinen Mann gefragt, was Linus nun alleine macht.
Er kennt sich doch nicht aus. Er ist alleine und einsam.
Ich sah ihn irgendwie in einem leeren Raum. Aber dann, peu a peu ist mir eingefallen, wie sehr meine Ma ihn liebte, und auch meine Schwiegermutter. Und Linus HundeVater und seine HundeMama, die wir auch immer mal getroffen hatten. Er war nie alleine.

Als meine Mutter in meinen Armen gestorben ist, da hatte ich das Gefühl, dass ihr Vater sie abgeholt hat. Ich war bei ihr, wie auch bei Linus, bis das Herz aufhörte zu schlagen.

Und deshalb wird sie das gleiche für mich und Linus gemacht haben, sie passt jetzt auf ihn auf.

Ich bin davon überzeugt, dass unsere Hunde noch bei uns sind, das sind dann die Momente wo wir auch mal lachen können und wir nicht nur leiden.
Aber vielleicht wollen sie mehr auf der anderen Seite sein, wollen uns aber nicht alleine lassen, solange wir sie nicht loslassen.

Angela

Da habe ich mir am Anfang tatsächlich auch Sorgen gemacht. Der Milosch war etwas wehleidig, er hatte auch im Alter bei Gewitter Angst. Er wollte immer das ich ihm half, auch wenn es nur ein Aestchen im Fell war. Ich dachte oh Gott wenn er da jetzt alleine irgendwo ist kriegt er ja schlimme Angst. Dann fielen mir auch die Hunde ein, die er gut kannte, die schon vorraus gegangen sind. Am Anfang hab ich ihn noch ganz dicht bei mir gespürt. Ich dachte wo soll er auch ohne mich hingehen. Er ist nur mit meinem Mann mitgegangen und auch nur wenn ich gesagt habe das er ruhig mitgehen kann. Jetzt spüre ich ihn nicht mehr so nahe. Vielleicht kann ich das irgendwann akzeptieren. An seinem letzten Tag hat er mir ganz sachte im Gesicht geleckt, da denke ich immer dran. Ich weiß nicht ob ich ihn irgendwann weniger vermisse oder ob dieses geheule auch mal aufhört. Ich denke soviel an ihn. Ich bin auch froh das ich das hier alles schreiben kann und keiner sagt es ist doch jetzt schon solange her. Aber nur ich kann fühlen wie schlimm es für mich ist und wann ich die Trauer überwunden habe. Danke an euch alle hier. Angela