Hallo M.,
es ist schön, dass Du mir geantwortet hast. Ja, ich möchte mich gerne hier austauschen.
Da ich bisher nur 3 Menschen informiert habe, kann ich mich gar nicht viel unterhalten. Auch diese Mitteilungen waren nur über Whatsapp, weil ich es per Telefon nicht geschafft hätte.
Zwei Leute wussten vorher schon, dass er wahrscheinlich krank ist, und seine Zeit begrenzt. Trotzdem war es auch für sie ein Schock. Und dann schreibt man und schreibt man, und sie verstehen die Trauer, verstehen die Vorwürfe die man sich selber macht und finden auch tröstende Worte.
Aber ich merke ja selber, dass man sich immer wieder im Kreis dreht und jede Antwort doch wieder von hinten aufrollt.
Mein Mann muss da viel aushalten, denn wir beide leiden und ich merke, dass er versucht sein inneres Gleichgewicht zu finden, und ich bringe ihn immer wieder da raus, wenn ich losheule und wieder alles hinterfrage.
Ich werde hier noch die Geschichte meines lieben Hundes Linus einstellen, im Moment schaffe ich das noch nicht.
Er wurde 14 Jahre alt, hatte grade seinen Geburtstag, und dann musste er gehen. Seine Artgenossen werden oft 16-17 Jahre alt und das wollten wir immer mit ihm erleben.
Er war unser erster Welpe, wir hatten vorher 2 Cocker vom Tierschutz, die 2/2008 und 1/2009 mit ca. 13 Jahren über die Regenbogenbrücke gegangen sind. Im Dezember 2009 bekamen wir Linus und am 6. November mussten wir ihn gehen lassen. Und es war eine sehr sehr schwere Entscheidung, aufgrund einer tumorösen Erkrankung.
Als ich Deine Geschichte gelesen habe, und die Bilder Deines Hundes sah, der so lieb in die Kamera schaut, da kamen mir echt die Tränen. Es war mit einer meiner größten Sorgen, dass irgendwann einmal ein anderer, aggressiver Hund unserem Hund sowas antut.
Und als ich dann das las, was Du geschrieben hast, da dachte ich, eigentlich müssen wir fast dankbar sein, dass unser Hund friedlich einschlafen durfte.
Auch wenn es mein Herz und mich selbst zerbrochen hat.
Das was Du/Ihr durchgemacht habt ist so entsetzlich, dass man schwer Worte des Trostes finden kann.
Du kannst ganz viel von Deinem lieben kleinen Tapsi schreiben, von Deinen Gefühlen, Deinem Schmerz und Deiner Trauer um ihn.
Ich glaube, dass es hilft beim Verarbeiten der Trauer.
Mir hilft es auch, wenn wir uns Videos ansehen, wieviel Spaß er fast 14 Jahre hatte. Wieviel Freude er in unser Leben gebracht hat. Zu sehen wie er älter, grauer und langsamer und immer spezieller wurde. Mein Herz ist so voller Liebe und ich will ihn wieder drücken, aber er ist ja weg…
Oft stelle ich mir vor, er liegt neben mir, rede mit ihm, begrüße morgens sein Bild, wo er mich ansieht.
Das klingt für andere Menschen wahrscheinlich nach unverarbeiteter Trauer, und genau das ist es ja, ich leide.
Wir alle leiden, deshalb sind manche von uns hier. Oder schreibt vielleicht auch nur einmal und dann nicht mehr.
Aber es geht ja um das Teilen seiner eigenen Geschichte, und jeder entscheidet für sich, wie er damit umgehen kann und will.
Und da ich merke, dass es mir besser geht, wenn ich Linus in meinem JETZT Raum gebe, und mich nicht ständig nur damit befasse dass er eben nicht mehr da ist, rede ich eben mit ihm. Begrüße ihn.
Aber ich gehe auch zu seinem Grab, dort liegt er neben meinen Cockern Max und Lotte. Mit Spielzeug im und auf dem Grab, mit einem Licht.
Wenn wir uns hier weiterhin austauschen, würde mich das wirklich freuen, denn es erleichtert und das hilft.
Und ich denke, dass diese -Freude-, sein darf.