Und das war es nun. Das erste Jahr ohne dich.
Heute vor einem Jahr um diese Zeit blieb meine Welt stehen und die Erde verschluckte mich.
Ich glaube im Nachhinein betrachtet, habe ich noch nie so geweint und war noch nie so verzweifelt wie in diesem Moment und in der ersten Zeit danach. Die eine verdammt lange erste Zeit danach war.
Nie, niemals hätte ich gedacht, dass wir uns so trennen müssen. An dem Abend davor, selbst da, hatte ich nicht im Entferntesten das Gefühl oder eine Ahnung davon, dass ich dich nicht mehr mit nach Hause nehmen würde, nachdem wir dich in die Klinik brachten. Mir war völlig klar, dir geht es nicht gut, du hattest Schmerzen, aber wir sind in der Klinik und dir wird geholfen. Ich nehme dich am Nachmittag wieder mit heim, nehme mir frei und pflege dich, bis du wiederhergestellt bist.
Und dann kam der Anruf. Wir sind uns nicht sicher, auf dem Ultraschall ist freie Flüssigkeit im Bauchraum, wir wissen nicht woher es kommt. Wir möchten bitte ein CT machen. Ja klar, höre ich mich sagen, bitte machen Sie das.
Um die Mittagszeit der nächste Anruf. Gewebeansammlungen undefinierter Art. Wir wissen nicht, ob wir es entfernen können, wir wissen auch nicht, von welchem Organ es ausgeht. Eine Laparatomie könnte weiteren Aufschluss bringen. Hoffnung, dass es behandelbar und operabel wäre, hörte ich nicht in der Stimme der Ärztin.
Und dann gab ich mein Einverständnis zu dem mit Abstand beschissensten Job, den man als Hundemensch hat.
Danach kam der Schmerz, die Trauer, die Verzweiflung, die Zweifel an der Richtigkeit meiner Entscheidung. Das Vermissen und nicht los lassen wollen. Stellenweise war ich wie taub, hab funktioniert und halt den Alltag weiter gemacht. Ohne dich. Ganz oft dachte ich, wozu denn überhaupt. Das Kind ist zwar noch nicht groß, aber auch nicht mehr klein, die kann sich selbst anziehen und sich ne Stulle schmieren. Der Mann....ach der. Pfff. Auf der Arbeit können mich auch mal alle da besuchen, wo die Sonne nicht hinkommt. Ich nehme an, das war Wut.
Wut darüber, dass ich doch zu schnell aufgegeben habe, dich zu schnell habe gehen lassen. Wut auf dich, weil du bis zum Schluss nicht wirklich hast durchblicken lassen, dass es dir scheiße geht. Ich hätte früher handeln können. Wenn du mal n Pieps von dir gegeben hättest. Wieder Wut auf mich, weil ich dich so schlecht gelesen habe. Und immer wieder Zweifel. Immer wieder Traurigkeit.
Aber dann, und das war lange nachdem Taavi eingezogen ist, kam die Einsicht. Darüber, dass ich nichts hätte anders machen können. Dass der Tag gekommen wäre, egal wie sehr man sich das nicht wünscht. Dass man eben kein Mitspracherecht hat, wenn das geliebte Fellkind am Ende des Weges angekommen ist. Dass es das ist, was man auch bekommt, wenn man sich für euch entscheidet.
Was man auch bekommt, sind die Erinnerungen und die Liebe und die Treue, die ihr schenkt. Unvoreingenommen und kritiklos.
Deswegen sitze ich heute hier, denke an diesen glücklosen Tag vor einem Jahr zurück und ich weine nicht. Die Traurigkeit hat mich fest im Griff und ich vermisse dich nach wie vor sehr. Sehr.
Aber viel mehr als das sind es heute die zwölf Jahre, über die ich nachdenke. Die du mir geschenkt hast, die ich deine Mama sein durfte und die wir mit so vielen schönen Tagen gefüllt haben, dass diese Tage nun die vielen schönen Erinnerungen an dich sind. An die ich immer denken werde und du somit lebendig in meinen Erinnerungen und in meinem Herzen bist.
Meine über alles geliebte Oona, meine beste Freundin, Partner in crime, Gewehr bei Fuß, liebste Chaotin und Pelzgürkchen. Heute hebe ich bei aller Traurigkeit das Glas und trinke auf dich und dein Leben, dass du mir mit so viel Liebe und Hingabe geschenkt, dass du es mit mir Vollpfosten so ruhig und teilweise stoisch ertragen hast, immer an meiner Seite warst, egal welche Pia an dem Tag aktuell zum Vorschein kam und du einfach nur du warst.
Vielleicht glorifiziere ich dich, aber nur das hast du verdient. Meine kleine Heldin und die beste Hündin, die je gelebt hat.
Ich liebe dich bis zum Mond und zurück ❤️