Ihr Lieben
Zweifelsohne - der Verlust des geliebten Hundes ist ein tiefer Schnitt in unserem Leben. Das können nur selbst Betroffene nachvollziehen.
Bei mir war die Situation etwas anders als bei den meisten von euch. Sarina hatte ja zwei Jahre lang Demenz, und ich habe noch zu ihren Lebzeiten intensiv innerlich getrauert und gelitten. Und ich hatte ja dann auch wahnsinniges "Glück", dass Sarina so klar kommuniziert hat, dass sie nun gehen will. Und es lief so friedlich und harmonisch hier zu Hause ab. Ich habe eine so tiefe Ruhe und Nähe, einen tiefen Frieden gespürt, als sie noch ein paar Stunden neben mir lag, bevor sie abgeholt wurde.
Die Trauer hielt sich in Grenzen (und ja, ich schäme mich immer noch ein wenig dafür). Schlimm war die Leere. Eine tiefe innerliche Leere, keine Lebensfreude mehr.
Mir war dann schnell klar: Ich brauche wieder einen Hund. Und acht Wochen später zog Chana bei mir ein. Ich konnte mich relativ gut öffnen Chana gegenüber, habe sie auch nie verglichen mit Sarina. Aber die Leere in meinem Herzen blieb. Und natürlich auch das Unverständnis meiner Umgebung: "Jetzt ist aber mal gut." "Such dir doch wieder einen Partner." "Geh mehr raus unter Menschen."
In den Sommerferien wurde mir diese Leere intensiv bewusst. Ja, ich habe viel mit Chana unternommen, aber mein Herz war leer. Ich hatte kaum Energie, alles in meiner Umgebung hat mich genervt, ich war einfach nur "müde"...
Auf der Arbeit nach den Sommerferien im August kam dann wie ein "Zusammenbruch". Ich war "kaputt", nicht motiviert und hatte kaum noch Kraft für meine Arbeit. Dazu kamen starke Schlafstörungen. (Verdrängte Trauer?) Ich habe mich an meinen HA gewandt, ihm geschildert, wie ich mich fühle. Er wollte mich zu 100 % aus dem Verkehr ziehen (Burnout). Ich habe gesagt, dass ich das nicht will, maximal 30 - 50 % für vier Wochen.
Jener Monat hat mein Leben verändert. Ich habe die Zeit genutzt, um einfach mal tief in mich hineinzuhorchen und an meinen "Baustellen" zu arbeiten. Einfach ich alleine für mich - ohne Hilfe von aussen.
Es tat gut. Heute bin ich ein anderer Mensch. Ich habe gelernt, "Nein" zu sagen (meistens), ich bin selbstbewusster und ich kann meine Meinung besser vertreten. Und ich gönne mir auch mal Auszeiten - egal, wie hoch sich die Arbeit stapelt. Ich bin mutiger, und mich kümmert es einen Dreck, wie andere Menschen über mich denken. Ja, ich bin heute sogar so weit, dass ich bereit bin, mein Leben total auf den Kopf zu stellen und in meinem Alter von 55 etwas völlig Neues zu machen...
Ich weiss nicht, warum ich mich derart verändert habe. Vielleicht einfach auch, weil ich in meiner Trauer und Leere derart einsam war und niemand Verständnis für mich hatte?
Ich habe einfach keinen Bock mehr, stets für alle da zu sein, mir sagen zu lassen, wie ich mich gerade zu fühlen habe und dass meine Frisur durch den Regen am Arsch ist... So what???