Heike ich habe mir die ersten Tage auch ziemliche Vorwürfe gemacht. Was wäre wenn....hätte ich...könnten wir....der Tierarzt taugt nichts...
Aber ich habe mir das ganz schnell wieder untersagt zu denken. Denn es zerfrisst Dich sonst. Ich habe mich noch einmal ganz intensiv damit auseinander gesetzt und bin zu dem Entschluss gekommen dass ihre Zeit einfach abgelaufen war.
Emma war bis 9 Tage vor ihrem Tod ein völlig unauffälliger Hund. Klar, sie war alt, sie hat nicht mehr so gut gesehen, sie war schon immer mäkelig was ihr Futter anging. Aber abgesehen davon war sie fit.
Wir hatten im Oktober nochmal einen richtig schönen Urlaub am Lago Maggiore. Schon als ich unsere Koffer gepackt habe, sagte ich zu ihr : Emma, das ist das letzte mal dass wir zusammen an den Lago fahren. Ich hab mich selbst geschimpft für diese Worte. Aber auch während dem Urlaub dachte ich immer wieder dran, ihr letzter Herbst in den bunten Kastanienwäldern, das letzte mal liegt sie dort auf dem Balkon, das letzte mal geht sie mit uns zu unserem Lieblingsitaliener... Der Lago war Emmas zweites Zuhause.
Emma hat plötzlich das Fressen eingestellt. Wir sind gleich am nächsten Tag zum TA. Wussten nicht wo anfangen zu suchen, sie war ja sonst total munter. Wir haben uns entschieden sie zu Röntgen. Und was wir da gesehen haben, das hat uns bis ins Mark erschüttert. Tumoren an der Wirbelsäule, im Darm, im Magen, in der Milz und in der Leber.
Was tun? OP kam aufgrund des Alters nicht mehr in Frage. Emma war fast 11 Jahre alt. Ein stolzes alter für einen Berner Sennenhund.
Wir wollten eine Misteltherapie beginnen. In Kombination mit Cortison und Schmerzmittel sollte es die Tumoren am Wachstum hindern und ihr somit noch eine Zeit lang schenken.
Aber Emma hat anders entschieden. Das war am 25. November. Am 4. Dezember war Emma tot. Wir haben sie zuhause gehen lassen. Emma hat alles verweigert und sich komplett zurück gezogen. Die Tierärztin die zu uns kam, die wir bis dahin nicht kannten, die aber auf Onkologie spezialisiert ist, sagte uns, wir reden hier von Tagen. Mehr Zeit hat sie nicht mehr. Sie hat euch noch einen wunderschönen letzten Urlaub geschenkt, hat sich von ihrem Lago Maggiore verabschiedet und jetzt ist ihre Uhr einfach abgelaufen und sie kann nicht mehr.
Ich habe mir auch Vorwürfe gemacht. Hätte ich es früher merken müssen ? Nein. Hätten wir noch einen Spezialisten aufsuchen sollen? Nein. Hätten wir Emma noch eine gute Zeit schenken können? Nein. Ich habe lange drüber nachgedacht. Und am Ende konnte ich zumindest mit diesem kleinen Teil abschließen. Denn der große Teil - das nicht mehr hier sein, das ist der schlimmste von allen. Und das nimmt uns keiner ab.
Ich weiss nicht wie alt diese Hunderasse wird. Aber er war im Endeffekt auch schon ein älterer und auch ein kranker Hund. Bitte verstehe das nicht falsch, das macht es nicht weniger schlimm, ich weiss. Er hat echt viel überstanden, viel gekämpft und viel geschafft. Ob er noch mehr Medikamente vertragen hätte? Ob es mit Physio besser geworden wäre? Wir wissen es nicht. Er hat in der Narkose entschieden. Entschieden dass es jetzt genug ist. Und im Endeffekt hat er Dir somit diese Entscheidung abgenommen. Klar hast Du entschieden dass diese Narkose durchgeführt wird. Dafür hattest Du tief im Inneren Deine Gründe. Ob sie für Dich nun richtig oder falsch waren - auch das weiss keiner. Versuche bitte Dir nicht allzu viele Vorwürfe zu machen. Du brauchst Deine Kraft noch ganz anders. Das muss ich Dir leider aus eigener Erfahrung sagen. Ich drück Dich ganz lieb.