...und was bleibt ist eine unglaublich laute, erdrückende Stille. Keine Nase mehr die mich anstupst um Aufmerksamkeit zu bekommen, keine Tapser mehr auf dem Parkett, kein Blüten, Blätter, Äste mehr auf dem Boden verteilt, die du auf deinen Ausflügen immer durch dein langes Fell mitgebracht hast, kein "Reden" mehr ... einfach nur Stille und eine Leere die sich ausbreitet und unerträglich ist.
Ich dachte heute morgen ich habe keine Tränen mehr... doch sie sind immer noch da und es tut weh... so verdammt weh.
Ich wusste dass dieser Moment kommt... schon lange. Es sind diese kleinen Momente die sich ab und zu in den Alltag eingeschlichen haben. An denen ich dachte, dieser Moment wird kommen, vor dem ich so große Angst hatte. Dann wischt man die Gedanken dennoch weg...und denkt und hofft, wir haben noch genug Zeit. Und irgendwann stellt sich heraus, dass dies ein Trugschluss ist ...und dann ist er da, der Moment...als hätte er schon lange gelauert still, im dunkeln, um dann mit voller Wucht zuzuschlagen, ohne Vorwarnung. Vielleicht war sie auch da ...aber insgeheim hat man gehofft, dass einfach noch mehr Zeit bleibt.
Auf der anderen Seite... mehr Zeit was bedeutet das? Mehr Tage, Wochen, Monate? Macht es einen Unterschied? Trifft es einen dann nicht genau so? Ich weiß es nicht, dennoch klammere ich mich an diesen Gedanken.... und ich würde momentan alles dafür geben, wenn du jetzt noch hier sein könntest.
13 einhalb Jahre hast du mich begleitet, warst mein Schatten, mein Seelentröster, hast mich so oft zum Lachen gebracht alleine durch deine Anwesenheit und hast mich auch durch schwere Zeiten begleitet. Du hast es immer geschafft alle Herzen im Sturm zu erobern mit deiner fröhlichen aufgeweckten Art, deinem lächeln und deinem Charme.
Vorgestern habe ich mein Versprechen eingelöst, dass ich dir bereits vor Jahren gegeben habe... du entscheidest wann du gehen wirst... wenn dein Lächeln verschwunden ist und vorgestern war der Moment gekommen. Der Moment dich gehen zu lassen war nicht schlimm. Ich hatte davor so große Angst. Du hast mir jedoch gezeigt, dass es ok ist und du bereit bist. Du bist friedlich unter der Trauerweide hinter dem Haus unserer Tierärztin eingeschlafen. Du warst immer sehr gestresst bei Tierarztbesuchen und daher war ich sehr dankbar, dass unserer Tierärztin diesen Vorschlag machte.
Die letzten 2 Jahre ist unsere Verbindung noch mehr gewachsen. Durch die Wehwehchen die so langsam auftraten. Im August 2023 musste deine Gebärmutter aufgrund einer Entzündung notfallmässig operiert werden. Zuvor warst du nie groß krank gewesen. Danach ging es dir nicht gut. Ich habe mir ein Matratzenlager bei dir auf dem Fußboden gebaut und mehrerer Tage so verbracht. Doch du hast dich trotzdem wieder aufgerappelt, meine kleine Kämpferin. Trotzdem ist dein Lächeln geblieben, auch wenn mir zu diesem Zeitpunkt das erstmal aufgefallen ist das du alt geworden bist. Nach der Operation fiel dir das Laufen schwerer. Wir haben zusammen gekämpft und es durch Physioübungen, Ernährungsumstellung, Schmerzmitteln und vielen Waldspaziergängen (die hast du so sehr geliebt) geschafft, dass du bald wieder ohne Beschwerden warst.
Letztes Jahr im Oktober der Rückschlag. Am Tag zu vor waren wir noch eine große Runde laufen, du warst freudig am schnüffeln und mein Lebensgefährte freute sich wie fit du wieder bist.
Dann am 3. Oktober konntest du morgens plötzlich nicht mehr aufstehen. Hast es versucht und bist gefallen. Wir sind sofort mit dir in die Klinik gefahren. In der Klinik dann der Schock Verdacht auf Kleinhirninfarkt. Du musstest in der Klinik bleiben. Sie wollten schauen ob du nicht vielleicht einen Tumor im Kopf hast. Ich hatte zu der Ärztin gesagt, falls das der Fall sein sollte, sollten sie dich nicht wieder aufwachen lassen. Dann mussten wir gehen und dich dort lassen. Und ich habe diesen Satz zuhause so sehr bereut. Ich wollte dich einfach wieder haben. Die nächsten 36 Stunden waren so schlimm, zwischen bangen und hoffen und dann endlich der erleichternde Anruf. Wir können dich wieder nach Hause holen. Du warst nach wie vor nicht wirklich stabil auf den Beinen, dein Kopf war etwas schief , aber du hast gelächelt und es konnte kein Tumor gefunden werden.
Du hast dich von Tag zu Tag zurückgekämpft. Die Ataxie ist zunächst geblieben. Du bist manchmal hingefallen, wieder aufgestanden. Es war dir egal, du wolltest dabei sein, hast Teil genommen und durch Übungen für die Sensibilität und dein Gleichgewicht, haben wir es geschafft, dass du wieder ganz die alte warst. Vier Wochen später dann der Schock... Rückfall, ähnliche Symptome nicht ganz so ausgeprägt. Ich habe mehrere Tage wieder bei dir auf dem Boden verbracht. Du bekamst schließlich Gerinnungshemmer. Zu groß war die Sorge, dass du einen erneuten "Anfall" nicht überstehen würdest. Doch du hast dich zurück gekämpft. Wolltest laufen, spielen, teil haben. Im März hast du plötzlich begonnen Erde zu fressen. Beim Tierarzt stellte sich heraus, dass du eine Anämie hast. Trotzdem hat man dir nicht wirklich etwas angemerkt. Wir mussten den Gerinnungshemmer absetzen. Nach 2 Eisenspritzen ging es dir wieder besser. Die Werte hatten sich stabilisiert.
Wir machten Ausflüge an die unterschiedlichsten Orte. Du warst unzufrieden wenn die Spaziergänge mal kürzer ausfielen. Und ohja das hast du lautstark zum Ausdruck gebracht... wie alles. Du warst sowieso sehr gesprächig 🙂 kein Kläffer...aber hattest die unterschiedlichsten Töne im Repertoire, wenn du mal zu wenig Aufmerksamkeit bekommen hast, oder dich mitteilen wolltest.
Wir hatten unserer Abläufe...ich habe morgens vor der Arbeit dein Essen gekocht und zubereitet, war mit dir Gassi, bin extra eine Stunde früher aufgestanden um mehr Zeit mit dir zu verbringen. Mein Lebensgefährte der im Homeoficce arbeitet, hat morgens zwischendurch mit dir gespielt, oder dich in den Garten gelassen.
In der Mittagspause war ich so gut es ging immer zuhause und am Nachmittag waren wir gemeinsam eine große Runde mit dir laufen, dann Abendessen , deine Schleckmatte, ein Suchspiel und dann war Schlafenszeit. Und du warst wieder so fit...bis Mittwoch Abend. Du lagst in deinem Körbchen und ich bin aufgestanden und in die Küche gegangen. Du wolltest mir hinterher laufen und bist ausgerutscht... so dachte ich zumindest. Das kam ja gelegentlich vor. Es war aber auch warm an diesem Tag, wärmer als die Tage davor. Du hast mich angeschaut und ich habe mir nichts weiter dabei gedacht. Du hast dein Abendessen bekommen und es war eigentlich so wie immer. Dann waren wir gegen später noch kurz Gassi. Du bist die Treppe hoch und dann zur Seite gefallen. Ich war gleich bei dir und hab dich gehalten und dachte nur der Kreislauf. Du bist kurz liegen geblieben und dann hast du dich wieder aufgerappelt. Wir haben dir etwas zu trinken gegeben und ein wenig Honig. Wir haben dich weiter beobachtet ...vielleicht doch nur der Kreislauf wegen der Hitze des Tages... mit deinem langen Plüschfell? Ich habe bei dir auf dem Sofa geschlafen. Am nächsten Morgen wolltest du nicht fressen. Man hat dir angemerkt es geht dir nicht so gut. Ich bin mit die in die Klinik gefahren. Ich hatte während der Fahrt immer noch die Hoffnung , dass es nur mit dem Wetter zu tun hat und es dir bald wieder besser geht. Wir hatten ja erst vor 2,5 Monaten einen Organultraschall machen lassen, der unauffällig war. Dann der Schock man hat festgestellt, dass du zwei große Tumore am Magen hast. Zu groß...inoperabel... schnellstmöglich erlösen... es kann zur Ruptur kommen....mögliche Metastasen die Bluten könnten. Das waren die Wortfetzen die ich verstanden habe. Vielleicht hat sie auch noch mehr gesagt. Ich habe es nicht mehr wahrgenommen. Ich konnte die Entscheidung nicht dort treffen dich gleich gehen zu lassen.... Mein Lebensgefährte war an dem Tag unterwegs. Mit der Tierärztin wurde besprochen, dass ich dich noch eimal mit nach Hause nehmen darf und du ein hochdosiertes Schmerzmittel bekommst. Mein Lebensgefährte ist gleich von seinem Ausflug nach Hause gekommen. Wir haben
den Tag zusammen verbracht . Du warst durch das Opioid benebelt, aber du hast uns doch wahr genommen. Wir haben bei dir gelegen, haben mit dir gekuschelt. Du hast Lachscreme aus der Tube geschleckt, die du so gerne mochtest. Am nächsten Morgen ein kurzer Hoffnungsschimmer , das Opioid hatte nachgelassen, du warst kurz wieder ganz die alte. Ich habe das ganze Internet durchforstet ob es nicht doch noch eine alternative gibt für das unausweichliche... ein Wunder eine Behandlungsmöglichkeit. Du hast ein paar Leckerli gefressen. Und dann ...plötzlich hat man dir angesehen das du Schmerzen hast... du wolltest dein Frühstück nicht mehr und dein Gesicht war plötzlich so müde.. das Lächeln war verschwunden....ich habe mein Versprechen eingelöst.
Der Moment war nicht schlimm. Du hast zuerst ein Beruhigungsmittel bekommen, dass laut Tierärztin innerhalb von 5-10 Minuten wirken sollte. Wir saßen unter der Trauerweide und dann hast du dich langsam hingelegt. Und innerhalb von 2 Minuten hast du deinen Köpfchen auf die Seite gelegt und geschlafen. Von der zweiten Spritze hast du nichts mehr mitbekommen... und dann bist so friedlich für immer eingeschlafen. Draußen in der Natur wo du am liebsten warst ... im Gras .... unter einer Trauerweide.
Schlimm war das nach Hause kommen . Du bist überall und doch nicht hier und die Stunden ziehen sich wie Kaugummi. Die Gedanken kreisen und da ist diese erdrückende Leere ... und diese Laute Stille... und du bist fort ...mein Cäsetier, mein Bärchen, mein Cäsolino, mein Cäsolotti, mein Lotti und alle Spitznamen die du in unserer gemeinsamen Zeit noch bekommen hast.
Gestern morgen bin ich aufgewacht und wusste du bist nicht mehr da, im Bad dachte ich dann, oh ich muss mich beeilen dein Essen zu machen... bis mir bewusst geworden ist... du bist nicht mehr da...und so zog und zieht es sich durch den gesamten Tag gestern und den Tag heute. Immer wieder die Momente an denen ich denke...ich muss doch noch dies machen oder jenes machen...bis mir einfällt... ich muss nichts, garnichts...aber ich würde es gerne, so gerne. Ich schaue mir immer wieder deine Bilder und Videos ( und ich glaube gefühlt sind das Tausende) an und ist es dir gelungen mich zwischen durch zum Lachen zu bringen...trotzdem holt es mich immer wieder ein...du bist nicht mehr da...du bist jetzt fort...nicht nur nur gestern, oder für heute ...für immer.
In Gedenken an meine Casey, mein Lotti , mein Baby, mein Seelenhund
25.10.2011- 02.05.2025