Heute sind es genau 7 Wochen, seit du gegangen bist. 7 Wochen Trauer, Verlust und Leere in meinem Leben. Was würde ich dafür geben, dich wieder zu haben.
Im Herbst 2008 habe ich dich auf der Seite einer Tierschutzorganisation in einer Tötung sitzen sehen und war schockverliebt. Es stand noch nicht konkret im Raum, einen Hund ins Haus zu holen und so habe ich die Auslösegebühr bezahlt, damit du in ein privates Tierheim kommen konntest und habe jeden Tag geguckt, ob du schon vermittelt bist. Da begann der Gedanke zu reifen, dich zu uns zu holen. Es war einiges an Überzeugungsarbeit zu leisten, bis das Herrchen zugestimmt hat. Gott sei Dank hat dich die Dame aus Hamburg nicht genommen, die dich reserviert hatte und so haben wir dich am 16.11.2008 in Würzburg auf einer Raststätte in Empfang genommen. Total verschüchtert bist du ins Auto eingestiegen, wir beide hinten drin. Erst mit viel Abstand doch nach 2 Stunden Fahrt lag dein Kopf auf meinem Bein und du hast dich an mich geschmiegt und ich habe dich die ganze Zeit gestreichelt. Der Anfang war etwas holprig, weil du fürchterlich Durchfall hattest und du konntest nicht alleine bleiben. Heute muss ich über mich selber den Kopf schütteln aber ich hatte damals keinen Schimmer von Hunden aus dem Tierschutz. Da die Kinder aber noch zur Schule gingen und wir tierliebe Nachbarn hatten, haben wir das gut hinbekommen, ich musste ja stundenweise arbeiten. Bis du eines Tages auf dem Weg zu den Nachbarn einfach auf dem Bürgersteig sitzengeblieben bist, ich habe dich nach Hause zurückgebracht und von da an bist du alleine geblieben und hast das Haus bewacht. Das war typisch für deine Rasse, auf das Haus und uns aufpassen. Jahrelang warst du das Grauen für jeden Briefträger oder Paketboten oder jeden, der geklingelt hat. Da warst du ausser Rand und Band und hast manchmal die Leute zu Tode erschreckt. Rassetypisch warst du sehr bellfreudig.



Bis dein Gehör und auch die Augen sehr nachgelassen haben....
Die folgenden Jahre sind viel zu schnell vergangen. Du warst immer mein Schatten, nirgends konnte ich alleine hin. Wenn du mal zuhause bleiben musstest, hast du ganz traurig geguckt aber dich umso mehr gefreut, wenn wir wieder zurückgekommen sind. Jeden Urlaub warst du dabei und bist ganz schön rumgekommen. Da allerdings hat man gemerkt, dass du Verlustängste hast, denn du hast jedes Mal Freudensprünge gemacht, wenn wir wieder zum Auto gegangen sind und du wieder mit einsteigen durftest. Da du wohl in Ungarn ausgesetzt wurdest, ist das auch verständlich. Wie oft bist du mit Freunden mit zum Wandern und hast auf uns alle aufgepasst und ganz oft beim Treffen/Warten bist du bei jedem an den Beinen vorbei, als wolltest du zählen, ob auch alle da sind.
Wehwehchen hast du auch bekommen, zuerst Probleme mit der Bauchspeicheldrüse und später dann mit dem Herzen. Aber mit Futterumstellung und Tabletten haben wir das ganz gut hinbekommen. Ab und an war es problematisch mit essen und dann spucken aber du hast dich immer wieder aufgerappelt. Irgendwann hat man gemerkt, dass du älter und alt wirst. Die Runden wurden kleiner, wir sind dann meist alleine gelaufen, die große Runde mit den anderen Hundekumpels (die auch jünger sind) waren einfach zu groß. Und so sind die Runden immer kleiner geworden und im letzten Sommer war es sehr anstrengend mit deinem Herzen. Im Herbst habe ich schon gedacht, dass du Weihnachten vielleicht nicht mehr erleben wirst und seit dem habe ich versucht, mich damit abzufinden, dass du irgendwann nicht mehr da sein wirst. Wie oft habe ich vom Bett aus auf deine Matratze geschaut und konnte es mir nicht vorstellen, dass der Platz irgendwann einmal leer sein wird. Die letzten 1 1/2 Jahre konnte ich dich mit ins Büro nehmen, wo du dich sofort auf deinen Platz gelegt hast und wenn ich den Raum verlassen habe, bist du mir hinterhergedackelt. Irgendwann bist du einfach liegen geblieben und ich musste dich wecken, wenn Feierabend war. Danach sind wir eine kleine Runde gleich bei der Arbeit gelaufen und sind dann nach Hause. Du warst jetzt immer sehr müde.
Heute vor 7 Wochen war ich schon fix und fertig angezogen und wollte dich anleinen, um zur Arbeit zu gehen. Da hast du mich angesehen und dich einfach hingelegt, einfach so. Da war mir klar, dass der Tag X gekommen war. Ich habe dich auf dein Bett gebracht und noch eine Stunde gewartet und dann den Tierarzt angerufen. Die ganze Familie ist dann gekommen und du bist noch ein paar Mal aufgestanden, so dass ich schon überlegt habe, den Arzt abzusagen. Aber dann musstest du nochmal raus in den Garten und auf dem Rückweg ins Haus bist du einfach stehengeblieben, ich musste Franzi rufen, die dich reingetragen hat. Und dann kam die Tierärztin. Es ist mir heute ein Rätsel, wie ich diesen Tag überstanden habe, ich war wie auf Autopilot. Du bist im Kreise deiner Familie gegangen, wir waren alle bei dir und haben dich gestreichelt. Ich kann heute noch nicht beschreiben, wie das war. Dann kam der Mann vom Krematorium und dann warst du einfach weg. Nach 16 Jahren und 3 Monaten einfach weg aus meinem Leben. Eine Woche später kamst du in der Urne wieder nach Hause und hast deinen Platz jetzt im Wohnzimmer, bei uns, wo du immer sein wolltest.
Aber es tut furchtbar weh, du bist nicht mehr bei mir, um mich. Die ganzen Plätze sind leer, kein Anstupsen mehr, um Leckerlies oder Streicheleinheiten zu bekommen. Wobei du kein Kuschler warst. Du bist eine oft abends zu Herrchen aufs Sofa, hast dich streicheln lassen aber wenn es dir dann gereicht hat, bist du wieder runter. Zu viel Nähe wolltest du nicht, hast dich dann bedrängt gefühlt. War in Ordnung, bist trotzdem oft genug "vorbeigekommen" wenn du es wolltest.
Es fällt so unsagbar schwer, ein neues Leben ohne dich zu leben. Ich hatte mit dir nie das Gefühl, alleine zu sein - heute fühle ich mich einsam. Alles erinnert an dich. Ganz oft laufe ich noch die Strecke, die wir zum Schluß immer gelaufen sind. Anfangs warst du mir dabei nah aber das hat nachgelassen. Jeder hat nach dir gefragt aber zwischenzeitlich wissen alle, dass du nicht mehr da bist. Ich muss nur noch wenig saugen und wischen, weil es keine Pfotenabdrücke mehr auf dem Parkett gibt aber das spielt gar keine Rolle. Wenn ich heute dran denke, wie oft ich frustriert war, wenn ich gerade geputzt hatte und du bist reingekommen und hast dich geschüttelt, nachdem du dich im Garten gewälzt oder dreckige Pfoten hattest.
Es feht einfach deine Wärme, deine Liebe .............mein kleiner Pulimann.