Manu Liebe Manu, ich habe die anderen Antworten nicht gelesen, vielleicht überschneidet sich etwas.
Ich denke, der Tod unserer Fellnasen berührt uns um ein Vielfaches mehr, weil die anderen Menschen in unserem Leben die Verantwortung für sich und ihr Wohlergehen selber tragen. Unsere Tiere hingegen sind vollständig von uns und unserem Tun abhängig. Genau genommen sind sie uns ausgeliefert. Bei Menschen, die es gut mit ihrem Tier meinen führt das, meiner Meinung nach, zu einer absolut intensiven Bindung. Ein Tier wird dir niemals einen Grund geben, emotional auf Abstand zu gehen und es entwickelt keine wirkliche Eigenständigkeit, sondern orientiert sich ausschließilch an Dir. Diese konstante Nähe, auch emotional, führt meiner Meinung nach zu dieser massiven Nähe. Dazu kommen die täglichen Rituale. Unsere Tiere kennen ja irgendwann unsere Abläufe und lieben eine funktionierende Routine genauso wie wir Menschen. Dein Opa, steht nicht morgens an Deinem Bett und begrüßt Dich oder macht einen kleinen freudigen Regentanz, wenn Du ihm sein Futter hinstellst. Mit unseren Tieren teilen wir gemeinsame Zeit viel intensiver, weil sie mit all ihren Reaktionen auf uns eingehen.
Was Deine zweite Frage angeht, kann ich nur sagen, dass unsere Gesellschaft im Grunde niemals toleriert, dass wir trauern. Sie hassen es, uns traurig und leidend zu sehen, weil es sie selber negativ beeinflusst. Sie haben keine Lust, sich mit unserer Trauer lange auseinander zu setzen, weil sie meistens nicht wissen, was sie sagen sollen oder welches Verhalten angebracht ist. Es stresst sie.
Ist ein Mensch gestorben, wird die Trauer der Angehörigen natürlich toleriert, weil man es so gelernt hat und die Leute zwangsläufig Rücksicht nehmen.
Bei Tieren heißt es ja meistens schon nach kurzer Zeit, Na! Jetzt ist es doch aber mal gut, oder?! Am besten noch mit dem Satz hintendran, dass es ja schließlich NUR ein Hund gewesen sei.
Wir sollen möglichst schnell wieder funktionieren, damit niemand gestört wird und alles schön bequem bleibt.
Ich kann Dir dazu nur sagen, Scheiß drauf!! Tu, was Dir gut tut und was du brauchst. Nimm Urlaub, fahr weg, schreie, weine, zerschlage Sachen oder bleib eine Woche lang im Bett ohne mit jemandem zu Reden... Was auch immer du fühlst und brauchst, es ist in Ordnung!!
Gerade weil die Bindung zu unseren Tieren so überdurchschnittlich intensiv ist, musst Du Dir diese Trauer erlauben und sie wird dich manchmal überwältigen. Diejenigen, die dich wirklich lieben und echte Freunde werden das unterstützen. Auf alle anderen kannst Du verzichten. Meistens ist man allerdings mit der Trauer um sein Tier alleine. Aber schäme dich nicht dafür!
Für Deine dritte Frage musst Du dich ebenfalls nicht schämen, im Gegenteil. Es ist völlig in Ordnung, Panik zu haben, wenn der Abschied bevorsteht und natürlich will man irgendwie, dass die Zeit stehen bleibt. Leider ist das nicht möglich. Ich habe schon viele Tiere am Schluss begleitet. Was mir immer sehr geholfen hat, waren Fotos. Wenn ich wusste, dass eines meiner Tiere auf dem Weg war, seinen Kreis zu schließen, habe ich immer viele Fotos von ihm und uns beiden gemacht. Und ja, auch noch nach dem Tod. Wenn ich diese Bilder dann betrachte, kommen die Emotionen und Erinnerungen viel eingehender zurück und ich darf die gemeinsame Zeit noch einmal erleben. Auch die Bilder der Tiere wenn sie bereits gestorben waren, haben mir immer geholfen, denn es war mit den Fotos leichter zu begreifen, dass sie wirklich tot sind.
Letzten Sonntag ist mein Hund Chase völlig überraschend und völlig unnötig durch einen grauenhaften Autounfall zu Tode gekommen. Das letzte Bild, dass ich von ihm hatte war von dem Freitag davor. Als wir ihn beerdigt hatten, habe ich ganz zur Empörung meines Mannes noch ein paar Bilder von ihm gemacht. Er meinte, ich könnte doch kein totes Tier fotografieren, aber mir helfen diese Fotos, das unaussprechliche zu begreifen.
Viele liebe Grüße!